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Lutz Mükke

Korrespondenten im Kalten Krieg. Zwischen Propaganda und Selbstbehauptung

Köln: Herbert von Halem Verlag 2014; 439 S.; brosch €; ISBN 978-3-86962-059-6
In diesem Interviewband berichten 16 Auslandskorrespondenten aus Ost‑ und Westdeutschland in Gesprächen mit Studierenden des Fachbereichs Journalistik der Universität Leipzig über ihre Arbeit während des Kalten Krieges. Gerd Joswiakowski berichtete für den ADN 1960 über die Kongo‑Wirren aus Kinshasa während Lothar Loewe in den 1960er Jahren für die ARD aus Washington und später bis zu seiner Ausweisung 1976 aus der DDR berichtete. Klaus Bednarz arbeitete ab 1977 für die ARD im streng kontrollierten Moskau und Reiner Oschmann schrieb Mitte der 1980er Jahre für das Neue Deutschland über die großen Bergarbeiterstreiks in England. Die Korrespondenten berichten über Innere und Äußere Pressefreiheit, nehmen Stellung zur Gängelung durch Redaktionen, erzählen von Tabuthemen und sprechen über Geheimdienstarbeit und Propaganda. Manfred Pohl, langjähriger ADN‑Korrespondent, erklärt: „Wir haben uns schon als Akteure in einer Auseinandersetzung begriffen. […]. Unser Missfallen haben wir mit unseren journalistischen Mitteln zum Ausdruck gebracht, und zwar aus wirklich tiefster Überzeugung“ (237). Da die DDR‑Führung auch die tagesaktuelle Politikberichterstattung bestimmte, kam es mitunter vor, dass ohne „Rücksicht auf die Tatsachen“ berichtet wurde (188). Während DDR‑Korrespondenten Journalismus in der Regel als „politisch‑ideologische Arbeit im Kampf gegen die ‚andere Seite‘“ ansahen (20), bildete sich in der BRD „ein pluralistisch‑heterogenes Berufsverständnis heraus“, in dem Journalisten von der „politischen Machtsphäre sehr viel weniger abhängiger“ waren (22). Nichtsdestotrotz gestehen West‑Korrespondenten ein, in gewisser Weise auch Propaganda, wenn auch nicht zentral gesteuert, betrieben zu haben. So erklärt ARD‑Korrespondent Loewe, dass Journalisten daran interessiert waren, das DDR‑System „zu schwächen“ (179), indem die DDR in einem besonders schlechten Licht dargestellt wurde, was er im Nachhinein als „Kampagnen‑Journalismus“ versteht (180). Herausgeber Lutz Mükke und seinen Studierenden ist ein aufschlussreiches Buch über die Rolle der Medien in Zeiten von Konflikten gelungen, ein Thema welches mit Blick auf Russland und die Ukraine von aktueller Relevanz ist.
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Rubrizierung: 2.3132.3334.1 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Lutz Mükke: Korrespondenten im Kalten Krieg. Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38163-korrespondenten-im-kalten-krieg_46454, veröffentlicht am 12.03.2015. Buch-Nr.: 46454 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken