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Steve Schlegel

Strategisches Spoiling. Konzeptionelle und empirische Analysen zur Rolle der UNITA im angolanischen Bürgerkrieg

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014; 197 S.; brosch., 32,- €; ISBN 978-3-8487-0692-1
Politikwiss. Diss. Dortmund; Begutachtung: C. Schuck. – In den vergangenen Jahrzehnten haben Konfliktakteure Friedensprozesse immer wieder gezielt beeinflusst oder sogar verhindert. Solchen Störern („Spoilern“) spürt Steve Schlegel nach. Ausgangspunkt für seine Untersuchung des Fallbeispiels der UNITA im angolanischen Bürgerkrieg ist das von ihm identifizierte Problem, dass in der Fachliteratur Spoiler zwar als Akteure erkannt, deren Fähigkeit zu strategischem Verhalten und aktivem Handeln in Friedensprozessen allerdings bisher kaum berücksichtigt werden. Schlegels Ziel ist es daher, bereits existierende Spoilerkonzepte mit dem Ansatz von Joachim Raschke und Ralf Tils zur politischen Strategieanalyse zu verbinden, um ein „Schema zur Identifikation der strategischen Kalkulationen von Spoilerhandlungen zu entwickeln“ (19). Bei seiner ersten Hypothese – die UNITA folgte einer Strategie bei der Störung des angolanischen Friedensprozesses – geht es Schlegel dazu lediglich um einen Plausibilitätstest, um die Frage nach der Sinnhaftigkeit seiner zweiten, weiterführenden Hypothese – bestehende Spoilerkonzepte mit dem Strategiemodell von Raschke/Tils zu verbinden ermöglicht die Analyse der Ziel‑Mittel‑Umwelt‑Kalkulation von Spoilern – zu beantworten. Schlegel klassifiziert und bewertet vorhandene Spoilerkonzepte zunächst ausführlich und zeigt dabei ihre Probleme auf. Hierzu gehört, dass „keiner der bestehenden Ansätze [...] in der Lage [ist], ein gegebenes Spoilerszenario umfassend wiederzugeben“ und dabei alle Faktoren (unter anderem Akteursstruktur, Ziele, Mittel und Umwelt) des Spoilerverhaltens zu berücksichtigen. Außerdem formulierten bisherige Ansätze Strategien zum Umgang mit Spoilern in Form „statischer Kausalgesetze“ (67), was zu einer Vernachlässigung der Interaktivität der strategischen Anpassung von Akteuren führe. Dass ein strategiezentrierter Spoileransatz ebenfalls über Schwächen verfügt, liegt Schlegel zufolge vor allem an den vier methodisch‑analytischen Herausforderungen der Ermittlung der Strategiefähigkeit eines Akteurs, der Ungewissheit der Informationen über diesen, der Unterscheidung zwischen strategischen und nicht‑strategischen Handlungen und der Reliabilität der Ergebnisse solcher Studien. Im Ergebnis seiner Fallstudie stuft er die UNITA nicht nur als strategischen Spoiler ein, er legt ebenfalls eine eigene Spoilertypologie vor. Auch wenn er seine Analyse insgesamt selbst noch als „konfigurative ‚Machbarkeitsstudie’“ (85) bezeichnet, liefert Schlegel damit einen interessanten Ansatz, der den medial häufig als irrational dargestellten Einsatz von Gewalt durch Konfliktakteure als gezielt, strategisch und im Rahmen eines politischen Prozesses kalkuliert erklären kann.
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Rubrizierung: 2.672.25 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Steve Schlegel: Strategisches Spoiling. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38244-strategisches-spoiling_46401, veröffentlicht am 02.04.2015. Buch-Nr.: 46401 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken