Politische Theorie und Internationale Beziehungen sind zwei der klassischen Teilbereiche der Politikwissenschaft. An der Schnittstelle dieser beiden Disziplinen besteht jedoch eine gewisse Leerstelle. Thorsten Thiel und Christian Volk führen dies auf einen „methodologischen Nationalismus“ (5) zurück, den sie mit dem ersten Band einer Reihe zur Internationalen Politischen Theorie überbrücken möchten. Der Band ist der Souveränität gewidmet, die sowohl in der Politischen Theorie als auch in den Internationalen Beziehungen einen Schlüsselbegriff darstellt. „Der Status von Souveränität wird heute in erster Linie an den Rändern des Staatensystems verhandelt.“ (27) Mit dieser These leitet Mitherausgeberin Friedericke Kuntz ihren Beitrag ein, wobei diese Feststellung im gesamten Band aus verschiedenen Sichtweisen näher untersucht wird. So kommt Markus Patberg zu dem Ergebnis, dass Souveränität im Sinne der Distribution von Kompetenzen heutzutage den Nationalstaat überschreitet. Am Beispiel der EU zeigt er eine gemischte verfassungsgebende Gewalt auf, welche die in der EU lebenden Personen nicht nur als Unionsbürger_innen, sondern auch als Bürger_innen ihrer Heimatstaaten ausüben. Theresa Reinold schildert in ihrem Beitrag, wie die Bekämpfung des Terrorismus staatliche Souveränität relativiert. Als Beispiel dienen die gezielten Tötungen durch die Vereinigten Staaten. Im abschließenden Beitrag behandelt Thiel die Frage von Souveränität im Zeitalter des Internets. Dabei wird insbesondere die These der Hierarchielosigkeit des Netzes widerlegt. Der Autor verweist dabei auf eine „Wiederkehr des Staates“ (234), was etwa im Zusammenhang mit den Enthüllungen von Edward Snowden nachvollziehbar erscheint. Allen Beiträgen gemein ist, dass sie eher Zwischenergebnisse und weitere Fragen als endgültige Feststellungen hervorbringen, was jedoch für den ersten Band einer Reihe zu politischer Theorie kein Manko ist. Abgesehen davon liefert der Band einen facettenreichen Überblick über den Wandel von Souveränität und eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für weitere Diskurse.