Skip to main content
Fayza Haikal

Reflections on Turning points. Egypt between January 25, 2011 and June 30, 2012. Hrsg. von Ingelore Hafemann, Jochem Kahl, Verena M. Lepper, Claudia Näser, Stephan J. Seidlmayer, Friederike Seyfried, unter Mitarbeit von Sebastian Falk

Berlin: Kulturverlag Kadmos 2014; 120 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-86599-247-5
Die Bilder des Arabischen Frühlings gingen um die Welt. Neben Film‑ und Fotoaufnahmen von Kämpfen und Protesten fielen in der Berichterstattung als Besonderheit politische Wandgemälde und Inschriften auf – die Demonstrationen und der Sturz Husni Mubaraks in Ägypten 2011 wurden von einer Vielzahl politischer Graffiti begleitet. Diese werden im Buch in 74 Fotoaufnahmen dokumentiert. Sie machen einen Großteil seines Umfangs aus und werden begleitet von einem Text Haikals, den die Ägyptologie‑Professorin als Festrede auf der 4. Ständigen Ägyptologentagung 2012 in Berlin hielt. Ihr Thema war die Frage, ob in Ägypten gerade wirklich eine umfassende gesellschaftliche Wende stattgefunden hat. Solche Wendepunkte, oder die Möglichkeit dazu, habe es praktisch nach jedem Regime‑ bzw. Herrscherwechsel gegeben, erläutert Haikal und reflektiert die Ereignisse aus sozialer und kultureller Sicht. Sie weist daraufhin, dass der in der Bevölkerung wachsende Zorn über Korruption und Misswirtschaft den Ausbruch einer Revolution schon lange angekündigt habe. Die Hochphase der Proteste selbst habe sie nicht nur beobachtet, sondern direkt miterlebt. Als es in den Auseinandersetzungen mit dem Regime zu den ersten Toten gekommen sei, sei die Euphorie der ersten Tage schnell in Trauer und Erbitterung umgeschlagen. Doch diese Todesfälle hätten die Proteste erst richtig angefacht. Die ägyptische Tradition, im öffentlichen Raum, auf Fassaden, Brücken und anderen Flächen mittels Bildern und Schriftzügen hochpolitische, aber auch ganz persönliche Botschaften zu transportieren, könne direkt auf altertümliche Kaligrafien und Grafiken der jüngeren Vergangenheit zurückgeführt werden. Die revolutionären Graffiti seien in Ausführung und Inhalt vielfältig und umfassten sowohl Koran‑Zitate als auch Karikaturen von Regierungspolitikern oder ikonische Szenen vom Tahrir‑Platz. Meist blieben sie unsigniert, da die Urheber von den Sicherheitskräften verfolgt würden. Haikal drückt ihre Bewunderung und Dankbarkeit für die kreativen Aktivisten aus, unter denen sich auch viele professionelle Künstler befänden. Zahlreiche der Wandgemälde existierten indes schon nicht mehr, weil von der Regierung bezahlte Maler sie übertüncht und die Protestkunst damit aus dem Stadtbild fast vollständig ausradiert hätten. Aber neue Graffiti würden folgen, als Reaktion auf neue politische Ereignisse.
{WDE}
Rubrizierung: 2.632.222.232.25 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Fayza Haikal: Reflections on Turning points. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38273-reflections-on-turning-points_46508, veröffentlicht am 09.04.2015. Buch-Nr.: 46508 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken