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Miriam Mesquita Sampaio de Madureira

Kommunikative Gleichheit. Gleichheit und Intersubjektivität im Anschluss an Hegel

Bielefeld: transcript 2014 (Edition Moderne Postmoderne); 213 S.; 26,99 €; ISBN 978-3-8376-1069-7
Diss. Frankfurt a. M.; Begutachtung: A. Honneth. – „Mit der Hervorhebung gerade der kommunikativen Aspekte von Hegels Selbst‑ und Freiheitskonzeption hat sich die Möglichkeit eröffnet, aus Hegels Sittlichkeitskonzeption eine Alternative, von Hegel als ‚atomistisch‘ bezeichnete Freiheitsauffassung, zu gewinnen“ (11), eröffnet die Autorin ihr Vorhaben, Gleichheit kommunikativ zu fassen. Dafür greift sie vielfach auf Habermas‘ Untersuchungen von Hegels Jenaer Schriften zurück und konzentriert sich in diesem Kontext auf Hegels Kritik an der Reflexionsphilosophie als Kritik an der Institutionalisierung unreflektierter Herrschaftsverhältnisse. Ihr Verdienst ist es, Gleichheit nicht bloß als Prinzip distributiver Gerechtigkeit hervorzuheben, sondern als eine Konzeption, die diesseits der Abstraktion der liberalen Gleichheit als Aspekt sozialer Beziehungen selbst steht. Dies gelingt ihr, indem sie das Hegel‘sche Polis‑Verständnis unter dem Aspekt der antiken Freiheitskonzeption aufschlüsselt und anschließend die Indifferenz der Gleichheit mit sich selbst in den Jenaer Schriften Hegels in Relation setzt. Dadurch trägt sie zu einer Aufwertung der normativen Bedeutung der Gleichheit bei, die ihren Eigenwert in der Forderung nach Herrschaftsfreiheit findet und nicht wie die liberale Gleichheit auf die Bedeutung von Allgemeinheit reduziert wird. Diese Hervorhebung wird möglich, wenn der Blick nicht von atomistischen, sondern von intersubjektivistischen Prämissen ausgeht – diesen Perspektivenwechsel herausgestrichen zu haben, muss man der Autorin hoch anrechnen. Außerdem gelingt es ihr auf formidable Weise, selbst komplexere Zusammenhänge in Hegels Konzepten, wie die frühen Ausführungen zur Entzweiung des Individuums als Modernitätskritik, auf eine sehr verständliche Ebene herunterzubrechen. Abschließend schlägt sie erfolgreich den Bogen zu den Analysen David Millers und ihres Doktorvaters Axel Honneth und bettet somit den Begriff der kommunikativen Gleichheit in das gegenwärtige Forschungsfeld ein.
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Rubrizierung: 5.15.425.33 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Miriam Mesquita Sampaio de Madureira: Kommunikative Gleichheit. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38419-kommunikative-gleichheit_46716, veröffentlicht am 13.05.2015. Buch-Nr.: 46716 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken