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Carl Schmitt / Ernst Rudolf Huber

Briefwechsel 1926-1981. Mit ergänzenden Materialien. Hrsg. von Ewald Grothe

Berlin: Duncker & Humblot 2014; 617 S.; 79,90 €; ISBN 978-3-428-14170-8
Mit dem Band liegt ein weiterer Briefwechsel Carl Schmitts mit einem seiner wichtigsten Schüler vor. Auffällig ist, dass anders als in dem 2007 erschienenen Briefwechsel mit Ernst Forsthoff hier keine auffällige Lücke für die Zeit zwischen 1933 und 1945 existiert. Im Gegenteil nimmt die Korrespondenz dieser Periode den größten Umfang ein und bildet zugleich das inhaltliche Herzstück. Leider in diesem temporalen und personellen Kontext fast selbstverständlich, aber eben deshalb auch kaum noch überraschend, sind die auch hier vorfindlichen antisemitischen Äußerungen. Ungeachtet dessen ist die Lektüre aufschlussreich, weil sie zumindest in Teilen einen Einblick in die Diskussionen der sich wechselseitig erkennbar wertschätzenden Wissenschaftler bietet. Denn trotz der sie trennenden 15 Jahre Altersunterschied ist dies die Zeit, in der nicht nur Schmitt selbst den Zenit seines Ruhms und Einflusses erreicht (und überschreitet), sondern in der auch Huber, 1931 habilitiert, seine Position in der akademischen Welt festigt – wohl nicht allein begründet, aber doch klar begünstigt durch die politischen Umstände der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Diese Parallelität der Karrieren verändert die zuvor eher durch das Lehrer‑Schüler‑Verhältnis geprägte Korrespondenz. Thematisiert werden neben Fragen des „neuen Rechtsdenkens“ nun vermehrt hochschulpolitische Aspekte, aber auch organisatorische und strategische Fragestellungen – unterbrochen nur durch ein in der Ursache unklares, in der Korrespondenz nicht explizit angesprochenes zwischenzeitliches Zerwürfnis in den Jahren 1936 bis 1938. Aufschlussreich sind namentlich die zumindest auf Seiten Hubers gegen Ende des NS‑Regimes zunehmenden (selbst)kritischen Reflexionen. Huber ist es denn auch, der diese Kritik zumindest ansatzweise nach Kriegsende formuliert, ohne dass Schmitt diesen Gesprächsfaden auch nur ansatzweise aufnimmt. Die Beziehung verändert sich erneut merklich: Während zu Beginn noch das gemeinsame Schicksal des Verlusts der akademischen Positionen beklagt werden kann, wird mit der schrittweisen Reintegration Hubers in den universitären Betrieb dieses Band schwächer. Gleichzeitig trifft dessen zunehmende Hinwendung zur Verfassungsgeschichte zwar auf starkes Interesse bei Schmitt; eine echte inhaltliche Debatte findet aber kaum noch statt. Abschließend ein Wort zum Formalen: Die Briefe sind sorgfältig ediert; insbesondere ist der Fußnotenapparat erfreulich zurückhaltend gestaltet und auf sinnvolle Erläuterungen beschränkt. Im Sinne der Konzentration auf das wissenschaftliche Gespräch ist es ferner, dass der Band nicht nur eine knappe, aber instruktive Einleitung enthält, sondern in einen umfangreichen Anhang unter anderem die Rezensionen Hubers zu Werken Carl Schmitts aufgenommen wurden.
{AU}
Rubrizierung: 5.46 Empfohlene Zitierweise: Steffen Augsberg, Rezension zu: Carl Schmitt / Ernst Rudolf Huber: Briefwechsel 1926-1981. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38423-briefwechsel-1926-1981_46806, veröffentlicht am 13.05.2015. Buch-Nr.: 46806 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken