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Dorothea Keudel-Kaiser

Government Formation in Central and Eastern Europe. The Case of Minority Governments

Opladen/Berlin/Toronto: Budrich UniPress Ltd. 2014; 291 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-86388-081-1
Politikwiss. Diss. Frankfurt/Oder; Begutachtung: T. Beichelt. – Während die Koalitionsbildungen unter verschiedenen institutionellen Rahmenbedingungen vermehrt wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren, liegen über die Bildung von Minderheitsregierungen vor allem in Mittel‑ und Osteuropa bislang kaum vergleichende Studien vor. Diese Forschungslücke verkleinert Dorothea Keudel‑Kaiser, indem sie konkret nach den Gründen für die Bildung von Minderheitsregierungen in acht mittel‑ und osteuropäischen Mitgliedstaaten der Europäischen Union zwischen 1990 und 2010 fragt. Mittels einer „Qualitative Comparative Analysis“ werden 39 Parlamentswahlen auf fünf binär kodierte Faktoren getestet: die Teilung des Parteiensystems in zwei Lager, eine Zweiparteiendominanz, ein Mangel an ideologischer Ähnlichkeit der möglichen Koalitionspartner, eine hohe Prozentzahl an koalitionsunfähigen Parteien sowie die Existenz einer Partei mit einem Wahlergebnis nahe an der absoluten Mehrheit. Für die Bestimmung von Parteipositionen nutzt die Autorin Expertenrankings. Die Informationen über die Regierungsbildung basieren auf wissenschaftlichen Artikeln, Sammelbänden und Zeitungsberichten. Leider wird der zentrale Aspekt der Arbeit – die Regierungsbildung – für jede Wahl nur sehr knapp umrissen. Eine intensivere Auseinandersetzung unter Einbeziehung weiterer Faktoren, zum Beispiel die Dauer der Regierungsbildung oder der Einfluss von Koalitionsaussagen, wäre wünschenswert gewesen. Außerdem hätten die dreizehn Fälle, in denen Minderheitsregierungen gebildet wurden, eingehender beleuchtet werden können. Dorothea Keudel‑Kaiser schreibt in ihrem Fazit, dass die fünf von ihr gewählten Parteisystemfaktoren die Bildung von Minderheitsregierungen vollständig erklären können. Gleichzeitig betont sie jedoch, dass diese Elemente nicht die einzigen Begründungen seien, sondern unter anderem Lerneffekte der Parteien und Persönlichkeitsfaktoren einen bedeutenden Einfluss hätten. Diese alternativen Erklärungen werden jedoch nur im Fazit genannt, anstatt sie von vornherein systematisch in die Analyse zu integrieren.
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Rubrizierung: 2.612.222.21 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Dorothea Keudel-Kaiser: Government Formation in Central and Eastern Europe. Opladen/Berlin/Toronto: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38438-government-formation-in-central-and-eastern-europe_46469, veröffentlicht am 21.05.2015. Buch-Nr.: 46469 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken