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Stefan Schmalz / Klaus Dörre (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marcel Müller, Steffen Liebig und Maria Dietrich

Comeback der Gewerkschaften? Machtressourcen, innovative Praktiken, internationale Perspektiven

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013 (Internationale Arbeitsstudien 5); 454 S.; kart., 37,90 €; ISBN 978-3-593-39891-4
Ausgehend von der Universität Jena hat sich seit einigen Jahren ein Forschungszusammenhang etabliert, der sich – unter dem Stichwort „Strategic Unionism“ – mit Theorie und Praxis gewerkschaftlicher Erneuerungsprozesse befasst. Basierend auf der Analyse von drei wesentlichen Machtressourcen (Struktur, Organisation, Institution) wird das Verhältnis dieser Einflusspotenziale zueinander sowie – darauf aufbauend – die Bedingungen erfolgreicher gewerkschaftlicher Strategien untersucht. Der Band enthält wichtige Ergebnisse dieses auch als „Jenaer Machtressourcenansatz“ bekannten Forschungsprogramms. Während im ersten Teil des Buches in drei Beiträgen in den theoretischen Rahmen eingeführt wird, geht es im zweiten Teil um die Erfahrungen deutscher und europäischer Gewerkschaften in der großen Krise der vergangenen Jahre. Deutlich wird hier vor allem, dass unterschiedliche Machtressourcen nicht einfach additiv genutzt werden können. Vielmehr lässt sich beobachten, dass sich unterschiedliche Einflusspotenziale oftmals gegenseitig bedingen, sich die strategischen Schwerpunkte im Sinne von Kompensationshandlungen verschieben können und es schließlich aufgrund eingefahrener Handlungsroutinen manchmal auch des Verlustes einer zentralen Machtressource bedarf, um überhaupt wieder handlungs‑ und anpassungsfähig zu werden. Wie wichtig es ist, gewerkschaftliche Strategien in komplexe gesellschaftliche Beziehungen einzuordnen, wird auch im zweiten und dritten Abschnitt des Bandes deutlich. Eine Reihe von Fallstudien aus Deutschland zeigt zunächst die unterschiedlichen Erfahrungen mit Mobilisierungs‑ und Organisationsstrategien in verschiedenen Branchen und macht die Heterogenität betrieblicher Praktiken deutlich, die sich nicht auf ein bestimmtes ‚deutsches Modell‘ reduzieren lassen. Der anschließende Teil stellt diesen Fallstudien Erfahrungen aus Ländern der globalen (Semi‑)Peripherie gegenüber und offenbart, wie fehlende institutionelle Macht mit einer ganzen Bandbreite an Mobilisierungs‑ und Kooperationsstrategien ausgeglichen werden kann. Der letzte Part versammelt in drei Beiträgen Schlussfolgerungen für die Entwicklung des eigenen Forschungsprogramms und gibt basierend auf den geschilderten empirischen Erfahrungen einen Ausblick in die Zukunft der deutschen Gewerkschaftsbewegung.
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Rubrizierung: 2.222.3312.612.672.68 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Stefan Schmalz / Klaus Dörre (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marcel Müller, Steffen Liebig und Maria Dietrich: Comeback der Gewerkschaften? Frankfurt a. M./New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38453-comeback-der-gewerkschaften_43963, veröffentlicht am 28.05.2015. Buch-Nr.: 43963 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken