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Aydar Amrebaev / Hans-Georg Heinrich / Ludmilla Lobova / Valikhan Tuleshov (Hrsg.)

Modern Kazakhstan. Image and Realities

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013 (ICEUR Insight Studies 1); 206 S.; 37,95 €; ISBN 978-3-631-62605-4
Aydar Amrebaev et al. beabsichtigen mit ihrem Sammelband, ein politisches, kulturelles und wirtschaftliches Porträt des heutigen Kasachstans und damit ein nuancierteres Bild zu liefern als das einer postsowjetischen Ölrepublik in Zentralasien. Ihr Band umfasst dazu Beiträge kasachischer und österreichischer Wissenschaftler_innen, die neben der wirtschaftlichen Entwicklung unter anderem die kulturellen Hintergründe, das politische System und die zivilgesellschaftliche Entwicklung des Landes analysieren. Mit zu den ausführlichsten Texten des Bandes gehört der Aufsatz von Amrebaev, in dem dieser sich aus einer historisch‑kulturellen Perspektive den Besonderheiten des Wertesystems und des gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungsmodels widmet. Amrebaev geht es darum, die Entwicklung einer kasachischen Identität zu skizzieren, die als Grundlage der Nationenbildung des Landes in einem durch die historischen Umbrüche des 19. und 20. Jahrhunderts bestimmten „komplexen ‚zivilisatorischen Umfeld’“ (10) dient. Kasachstans Entwicklung sei im Unterschied zu den konfliktbehafteten Transformationen in den zentralasiatischen Nachbarrepubliken aufgrund eines „einzigartigen Modells sozialer Kohäsion“ (36) friedlich verlaufen. Das moderne Kasachstan sei durch Werte, Kooperation und religiöse Toleranz – trotz des Fehlens eines abgeschlossenen Modells einer Nation – zu einem vorläufig erfolgreichen, wenn auch nicht vollendeten, Projekt geworden. Welche Stellung der Zivilgesellschaft in diesem Projekt der Nationenwerdung zukommen soll, diskutiert Aygul’ Solov’eva in ihrem Beitrag zur Rolle von NGOs „als Partner der Regierung im Prozess der sozialen Modernisierung des Landes“ (67). Nach der erstmaligen Erwähnung des Begriffs der NGO durch Präsident Nasarbajew im Jahr 2003 und der Verabschiedung eines durch eine staatliche Kommission 2006 erarbeiteten Konzepts zur zivilgesellschaftlichen Entwicklung per präsidentiellem Dekret sollen diese unter dem Begriff des „Dritten Sektors“ (68) gezielt entwickelt werden. Solov’eva liefert dazu eine detaillierte Beschreibung des vorgesehenen Prozesses und verdeutlicht den etatistisch‑dirigistischen Charakter dieser verordneten ‚Verzivilgesellschaftlichung‘. In ihrem Schlusswort weisen die Herausgeber_innen dann doch auf die gemischte Bilanz der bisherigen Entwicklung des postsowjetischen Kasachstans hin, das – in teilweisem Kontrast zum positiven Ton einiger Beiträge – insbesondere im Bereich der wirtschaftlichen Diversifizierung und des Umgangs mit seiner ethnischen Diversität vor drängenden Herausforderungen steht.
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Rubrizierung: 2.682.22.212.254.222.222.263 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Aydar Amrebaev / Hans-Georg Heinrich / Ludmilla Lobova / Valikhan Tuleshov (Hrsg.): Modern Kazakhstan. Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38454-modern-kazakhstan_44213, veröffentlicht am 28.05.2015. Buch-Nr.: 44213 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken