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Ulrike Solmecke

Starke Nachhaltigkeit im interkulturellen Kontext. Theoretische Überlegungen und praktische Implikationen am Beispiel des Tourismus in der VR China

Marburg: Metropolis-Verlag 2014 (Beiträge zur Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit 6); 459 S.; 44,80 €; ISBN 978-3-7316-1063-2
Diss. Bochum; Begutachtung: J. C. Gottwald, H. Roetz. – Kann der Tourismus als „Instrument einer nachhaltigen Entwicklung“ (27) dienen? Die Autorin knüpft mit dieser Frage an die Debatte an, in der seit den 1990er‑Jahren die Nachhaltigkeit mit Blick auf den globalen Natur‑ und Ressourcenschutz zu einem Kernbegriff avanciert ist. In der gezielten Zusammenschau ökonomischer, sozialer und ökologischer Aspekte gilt es demnach, gesellschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten zu implementieren, die hinsichtlich ihrer Konsequenzen die Lebenschancen folgender Generationen möglichst nicht belasten. Die Theorie starker Nachhaltigkeit, auf die sich die Autorin stützt, wurde von Konrad Ott und Ralf Döring an der Universität Greifswald entwickelt und versteht sich als universeller, intersubjektiv zustimmungsfähiger Ansatz. Er ruht hinsichtlich seiner Zielsetzung auf drei Säulen: dem „Schaffen inter‑ und intragenerationeller Gerechtigkeit[,] [dem] Erfüllen von Grundbedürfnissen bzw. [dem] Erreichen einer angemessenen Lebensqualität [und dem] Bewahren der ökologischen Tragfähigkeit“ (24). Aus dieser Perspektive der starken Nachhaltigkeit analysiert Ulrike Solmecke die Tourismusindustrie in China. Dabei zeichnet sie nicht nur die politischen Erwartungen an die touristische Erschließung des Landes nach, sondern auch die aus dieser Erschließung resultierenden vielschichtigen und mitunter einander widerstreitenden Konsequenzen – von verstärktem Platzbedarf über den Naturschutz bis hin zur Armutsbekämpfung. Was die Policy‑Dimension ihrer Analyse anbetrifft, kommt Solmecke insgesamt zu einem ernüchternden Ergebnis: Tourismus, der gleichzeitig als ökonomische Wachstumsstrategie und als Instrument nachhaltiger Entwicklung begriffen werde, beinhalte nicht auflösbare Widersprüche. Erforderliche Anpassungen, wie etwa die Abkehr von einem rein monetär bemessenen Armutsverständnis, die für eine tatsächlich nachhaltige Gestaltung der Tourismusindustrie erforderlich wären, seien bisher aber ausgeblieben – nicht nur in China, sondern auch auf globaler Ebene.
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Rubrizierung: 2.682.2612.2622.263 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Ulrike Solmecke: Starke Nachhaltigkeit im interkulturellen Kontext. Marburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38493-starke-nachhaltigkeit-im-interkulturellen-kontext_46699, veröffentlicht am 04.06.2015. Buch-Nr.: 46699 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken