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Horst W. Opaschowski, unter Mitarbeit von Irina Pilawa-Opaschowski

So wollen wir leben! Die 10 Zukunftshoffnungen der Deutschen

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2014; 219 S.; geb., 19,99 €; ISBN 978-3-579-07076-6
„Haben die Traumata aus fünfzig Jahren Krieg, Inflation und Arbeitslosigkeit die Politik in Deutschland zukunftsblind gemacht?“ (17) Zukunfts‑ und Gesellschaftsforscher Horst Opaschowski stellt fest, dass die deutsche Politik mit ihrem Fokus auf Gegenwartsgestaltung und Krisenbewältigung gegenwärtig „am Lebensgefühl der Menschen vorbei[regiert]“ (9), denn die Bevölkerung orientiere sich in ihren Hoffnungen, Wünschen und Ängsten mehrheitlich an der Zukunft. Diese Sorgen und Ansprüche fasst er auf der Basis aktueller Repräsentativerhebungen zusammen und leitet daraus Implikationen für die Politik ab. Insbesondere der Nationale WohlstandsIndex für Deutschland ergibt laut Opaschowski, dass sich die deutsche Gesellschaft nun in einer Phase der Wohlstandsentwicklung befindet, die sich durch „Sehnsucht nach Sicherheit und Stabilität“ (20) auszeichnet. Bestätigt wird dies durch eine Erhebung der größten Zukunftsängste; mehr als die Hälfte der Befragten fürchten Inflation und Arbeitsplatzverlust, nur knapp dahinter rangiert die Angst vor Armut. Die Unsicherheit wächst, vergleicht man wie der Autor das Wachstum der Wirtschaft mit der Situation der Bevölkerung: Während Export‑ und Steuereinnahmen 2013 erneut deutlich anstiegen, wuchs der Anteil der armutsgefährdeten Menschen auf 16,1 Prozent. Der zunehmende Grad an Ungleichheit sei, so Opaschowski, „ein Nährboden für soziale Probleme und auf Dauer auch ein Gefährdungspotenzial für den sozialen Frieden in Deutschland“ (55). Zu dem Wunsch nach Sicherheit und Stabilität passt, dass die Familie bei einem deutlich überwiegenden Teil der Bevölkerung als größter Wohlstandsfaktor gilt; 88 Prozent der Befragten nennen sie ihren wichtigsten Lebensinhalt. Soziale Kontakte, auch generationenübergreifend oder in Form von Hausgemeinschaften und Nachbarschaftshilfen, nehmen wieder einen hohen Stellenwert ein. Dies habe auch Auswirkungen darauf, was besonders die junge Generation von der Politik erwarte, so die abschließende Behauptung Opaschowskis: „Jenseits von ‚Kanzlerdemokratie‘ und ‚Parteienstaat‘ warten die Menschen auf das Politikkonzept eines aktivierenden Staates, das mehr auf die Eigenverantwortung des Bürgers als auf die Allzuständigkeit des Staates zielt.“ (193)
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Rubrizierung: 2.32.322.352.3422.343 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Horst W. Opaschowski, unter Mitarbeit von Irina Pilawa-Opaschowski: So wollen wir leben! Gütersloh: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38537-so-wollen-wir-leben_46280, veröffentlicht am 18.06.2015. Buch-Nr.: 46280 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken