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Peter Nitschke (Hrsg.)

Gottfried W. Leibniz: Die richtige Ordnung des Staates

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Staatsverständnisse 72); 116 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8487-1845-0
Gottfried Wilhelm Leibniz ist einer der wichtigsten politischen Denker des 17. Jahrhunderts, obgleich er kein summarisches Politikkonzept vorgelegt hat. Sein Wirken fiel in eine Zeit, in der das Welterkennen in eine natur‑ und eine humanwissenschaftliche Perspektive auseinanderzufallen drohte. Leibniz versuchte jedoch, beide Zweige weiterhin im Blick zu behalten. Er war deshalb Mathematiker (Integralrechnung), Informatiker (Rechenmaschine) wie Philosoph (unter anderem mit seinen „Neuen Abhandlungen über den menschlichen Verstand“). Letzteres verband ihn mit seinem Zeitgenossen John Locke. Beiden ging es um die zweckmäßige Ordnung des Staates. Während Locke auf der englischen Konfliktebene einen konstitutionellen Staat anstrebte, blieb Leibniz ganz im System des Absolutismus verwurzelt. Aber: Sein christlich‑kontinentaleuropäisch bestimmtes Absolutismusbild war sehr stark rechtsgebunden. Damit wies er ebenso in die Zukunft wie Locke – auf anderen Konzeptebenen allerdings. Der von Peter Nitschke in der Reihe „Staatsverständnisse“ herausgegebene Band entfaltet diese Ebenen in fundierter Weise. Der Herausgeber setzt in seiner Einführung dafür den nötigen Rahmen, indem er die „Ordnung der Dinge“, in der Leibniz dachte, in seine Philosophie der Metaphysik und der göttlichen Perfektion einordnet. In der daran anschließenden Erörterung des Gedankensystems von „Staat, Religion und Völkerrecht“ greift Peter Schröder die klassischen Eckpunkte der politischen Philosophie von Leibniz auf, darunter die Gedanken der „Pax Christiana“ und der Gerechtigkeit. Um sie in ihrer Individualität und Typik in das politische Denken des 17. Jahrhunderts einordnen zu können, ist ein Vergleich mit Hobbes überaus erkenntnisfördernd. William F. Drischler und Luca Basso unternehmen dies für die Aspekte der staatlichen Souveränität und höchsten Staatsgewalt. Damit ist ein Gedankenfaden gesponnen, in dem auch die beiden abschließenden Beiträge zu sehen sind, die Leibniz als „Reichspublizisten“ und europäischen „Visionär“ betrachten. Friedrich Beiderbeck erörtert unter anderem die von Leibniz angesichts der ständigen Bedrohungslage des Deutschen Reiches an seiner Ostgrenze akute Idee eines reichsständischen Bündnisses zum Schutz der Westfälischen Friedensordnung von 1648. Und Peter Nitschke charakterisiert schließlich den leibnizschen Europagedanken als gemeinsame Ordnungsidee der Solidarität. Es lohnt deshalb, Leibniz neu zu entdecken.
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Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Peter Nitschke (Hrsg.): Gottfried W. Leibniz: Die richtige Ordnung des Staates Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38578-gottfried-w-leibniz-die-richtige-ordnung-des-staates_47092, veröffentlicht am 25.06.2015. Buch-Nr.: 47092 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken