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Dirk Lüddecke / Felicia Englmann (Hrsg.)

Das Staatsverständnis Ernst Cassirers

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Staatsverständnisse 71); 221 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8487-0099-8
Welche Sichtweisen auf den Staat entwickelte Ernst Cassirer, der vornehmlich als Erkenntnistheoretiker und Kulturphilosoph wahrgenommen wird? Dirk Lüddecke und Felicia Englmann heben, gemeinsam mit anderen Autoren, dazu einzelne Aspekte Cassirers Staatsverständnisses hervor. Enno Rudolph zeigt die Bedeutung der wichtigsten politischen Begriffe des Philosophen auf. Für Cassirers Auffassung der Politik seien zwei Randbedingungen wesentlich: „Republikanismus und Garantie eines universellen Individualismus“ (20). Christian Möckel resümiert den Einfluss Hegels auf Cassirers Staatverständnis, dazu liefern die Vorbemerkungen Möckels eine gute Einordnung: Cassirer hinterlasse weder eine systematische politische Philosophie noch habe er sich mit der politischen Wissenschaft zur Zeit ihrer Gründung eingehend beschäftigt. Zudem sei die „Thematisierung des Politischen […] grundsätzlich eingebunden in seine philosophische Deutung der Kultur“ (22). Weiterhin stehe für Cassirer der philosophische Staatsbegriff im Mittelpunkt und nicht das politische Handeln. Pellegrino Favuzzi beschäftigt sich mit der Rezeption des Marburger Neukantianismus im politischen Denken Cassirers und betont dabei unter anderem die kosmische Bedeutung der Individualität sowie deren Bezug zu Herrschaft und Eigentum, welche sich in der „idealistische[n] Umwandlung des Herrschaftsverhältnisses in eine sozialpädagogische Aufgabe, die Kontrolle des Eigentumsrechts durch soziale Verbindlichkeiten“ sowie „die Umwandlung bloßen Naturrechts in ein ethisches Vernunftrecht“ (70) zeige. Matthias Reichelt widmet sich der symbolischen Form des Rechts. „Für Cassirer ist das Recht eine symbolische Ausdrucksgestalt des menschlichen Geistes“ (95). Durch Vernunftgebrauch gelange der Mensch zu eigenständigen Erkenntnissen und könne diese durch seinen Gestaltungswillen entsprechend sichtbar machen. Dirk Lüddecke beschäftigt sich mit dem Thema Individuum und Staat und fasst das Staatsdenken Cassirers „als anspruchsvolle[n] Versuch [zusammen…], den liberalen Individualismus der menschrechtlichen Schranken moderner Staatlichkeit mit den institutionellen Verwirklichungen aktiver Staatsbürgerschaft in bildungsindividualistischer Absicht in einer widerstrebigen Fügung auszubalancieren.“ (170)
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Rubrizierung: 5.465.41 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Dirk Lüddecke / Felicia Englmann (Hrsg.): Das Staatsverständnis Ernst Cassirers Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38717-das-staatsverstaendnis-ernst-cassirers_47091, veröffentlicht am 06.08.2015. Buch-Nr.: 47091 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken