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Christian L. Glossner

Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die politische Vermittlung und gesellschaftliche Akzeptanz der Sozialen Marktwirtschaft im Nachkriegsdeutschland

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014; 303 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-8487-1844-3
Die positive Haltung des Autors zur sozialen Marktwirtschaft wird bereits im Vorwort deutlich, wenn er sie als „Dreiklang von Marktwirtschaft, Demokratie und Wohlfahrtsstaat“ charakterisiert und ihre „Flexibilität und Stabilität“ lobt. Weltweit stoße sie auf Interesse, da sie eine „Alternative zwischen einer amerikanischen freien Marktwirtschaft und einer chinesischen sozialistischen Marktwirtschaft“ biete. Ausgehend von dieser Beobachtung untersucht Christian L. Glossner ihre Entstehung in der Bundesrepublik und erklärt, warum sie sich „als demokratische Wirtschafts‑ und Gesellschaftsordnung“ (9) habe durchsetzen können. Angesichts der Erfahrungen Deutschlands mit dem Totalitarismus sei in der Bevölkerung ein breiter Konsens darüber vorhanden gewesen, dass nicht nur das zukünftige politische, sondern auch das wirtschaftliche System in jeder Hinsicht demokratisch sein sollte. Somit habe die Etablierung politischer und wirtschaftlicher Demokratie die Einbeziehung der Bevölkerung in politische Entscheidungsprozesse verlangt, was wiederum die Vermittlung von wirtschaftspolitischen Modellen und Entscheidungen beeinflusst habe. Die Anhänger einer Denkschule hätten dabei alle anderen in der Kommunikation ihres Modells übertroffen: das einer koordinierten Wirtschafts‑ und Sozialpolitik. Vor allem Ludwig Erhard habe für eine effektive politische Kommunikation dieses Programms der sozialen Marktwirtschaft gesorgt, indem er die Gesellschaft ausgewählter Journalisten und einflussreicher Persönlichkeiten gesucht habe. Seine Kontakte zu den Meinungsführern hätten sich als wirkungsvoll und vorteilhaft bei der Bewerbung und Vermittlung des von ihm favorisierten wirtschaftspolitischen Modells und seiner Wirtschaftspolitik erwiesen, schreibt der Autor. Die Durch‑ und Umsetzung der sozialen Marktwirtschaft habe zwar von einer Vielzahl an Faktoren profitiert, wie etwa dem Wirtschaftswachstum, doch vor allem die „erfolgreiche politische Kommunikation des kooperativen und korporatistischen Wirtschafts‑ und Gesellschaftsmodells“ (231) habe zur Implementierung und gesellschaftlichen Validierung der sozialen Marktwirtschaft als Wirtschafts‑ und Gesellschaftsordnung für Nachkriegswestdeutschland geführt. Entscheidend für die Legitimität der neuen politischen Institutionen und die Einführung der sozialen Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem für die Bundesrepublik sei gewesen, lautet Glossners Fazit, „dass die Politik im Interesse des Volkes handelte und Parlament und Regierung sich zu politischer Kommunikation und politischer Responsivität verpflichteten“ (232).
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Rubrizierung: 2.3132.32.3315.46 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Christian L. Glossner: Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38968-wirtschaft-politik-und-gesellschaft_46712, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 46712 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken