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Markus Gamper / Linda Reschke / Marten Düring (Hrsg.)

Knoten und Kanten III. Soziale Netzwerkanalyse in Geschichts- und Politikforschung

Bielefeld: transcript Verlag 2015 (Sozialtheorie); 426 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-8376-2742-8
Die Netzwerkanalyse ist noch ein recht junger Ansatz. Wie die Herausgeber zeigen, gab es erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen deutlichen Aufschwung des Konzepts, das von den unterschiedlichsten Disziplinen angewandt wird. Ist dieses Konzept wirklich „optimal geeignet“ für die „Analyse von sozialen Mechanismen in einer immer stärker globalisierten Gesellschaft“? (7) Und wohin bewegt sich die Netzwerkforschung in Deutschland? Die Autorinnen und Autoren nähern sich diesen Fragen von unterschiedlichen Seiten und widmen sich dabei der Geschichts‑ und der Politikwissenschaft. In Letzterer, so das Herausgeberteam, „hat der Netzwerkansatz in den letzten Jahrzehnten große Popularität gewonnen und auch dort wird in der systematischen Analyse von Beziehungsstrukturen ein wichtiger Beitrag zum Verständnis moderner Politik gesehen“ (28). Dies leisten mit ihrer Analyse auch Daniel Reichert und Isabell Borucki, die sich gleichzeitig einem Forschungsdefizit annehmen. Das Internet als Kommunikationsweg für Politik und Parteien ist der Forschung nicht unbekannt, allerdings wird sich dabei überwiegend auf den Wahlkampf oder die Kommunikation mit den Bürger_innen bezogen. „Aspekte der Parteiorganisation als bedeutende Facette der Parteienforschung hingegen sind in den Betrachtungen über die neuen Informations‑ und Kommunikationstechnologien bislang eher rar“ (400), weshalb Reichert und Borucki die interne Vernetzung der SPD über das soziale Netzwerk Twitter eruieren. Dazu ermittelten sie, welche Landes‑, Kreis‑ und Ortsverbände auf Twitter mit dem Benutzerkonto des SPD‑Parteivorstands verbunden sind. Es ergeben sich viele interessante Einzelergebnisse, vor allem im Vergleich zu den Offline‑Beziehungen der Verbände. Zum Beispiel sei eine Flexibilisierung der Organisationswirklichkeit festzustellen: „Vielfältige, über die Ländergrenzen und Regionen hinweg reichende Verknüpfungen zwischen den SPD‑Organisationsgliederungen lassen die offline zumeist an Orts‑ und Kreisebene endenden innerparteilichen Interaktionsbeziehungen auf Twitter zumindest partiell aufbrechen.“ (416) Aus der Analyse ergibt sich eine Vielzahl weiterer Ansätze für die Netzwerkforschung, womit die Autoren ihrem „Plädoyer für eine stärkere methodische Verankerung der Netzwerkanalyse in der Parteienforschung“ (34) Nachdruck verleihen können.
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Rubrizierung: 1.25.22.2613.52.52.331 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Markus Gamper / Linda Reschke / Marten Düring (Hrsg.): Knoten und Kanten III. Bielefeld: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39102-knoten-und-kanten-iii_47420, veröffentlicht am 19.11.2015. Buch-Nr.: 47420 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken