Skip to main content
Niko Switek

Bündnis 90/Die Grünen. Koalitionsentscheidungen in den Ländern

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Die politischen Parteien der Bundesrepublik Deutschland); 392 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-8329-5385-0
Diss. Duisburg‑Essen; Begutachtung: K.‑R. Korte. – Am Beispiel der Grünen, die auf Länderebene derzeit mit allen Akteuren des fluiden Fünfparteiensystems regieren, nimmt Niko Switek die „Bedeutung innerparteilicher Dynamiken für die Koalitionsbildung“ (15) ins Visier. Das Hauptaugenmerk gilt „in einer Prozesssicht de[m] Verlauf hin zu einer Koalitionsentscheidung“ (16). Die empirische Analyse beschränkt sich auf diejenigen Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen, die von vornherein nicht auf das traditionelle rot‑grüne Bündnis zielten, womit die Auswahl einer „Logik der abweichenden Fälle“ (74) folgt. Im Untersuchungszeitraum 2005 bis 2012 ergeben sich daraus die fünf Fallbeispiele Baden‑Württemberg 2006 (schwarz‑grün sondiert, letztlich CDU‑FDP‑Koalition), Hamburg 2008 (schwarz‑grüne Koalition), Hessen 2008 (rot‑rot‑grün sondiert, letztlich Neuwahlen), Saarland 2009 (Jamaika‑Koalition) und NRW 2010 (rot‑grüne Minderheitsregierung). Die Studie ist in sechs Abschnitte unterteilt, wobei Switek das organisationstheoretische Fundament seiner mikropolitischen Parteienanalyse gleich im Auftaktkapitel legt. Das zweite Kapitel bietet einen Abriss der bewegten Parteigeschichte und der Programmevolution der Grünen, deren aktuelle Organisationsprinzipien anschließend vorgestellt werden. In zwei weiteren Blöcken geht es zunächst um die den jeweiligen Koalitionsentscheidungen zugrunde liegenden parteiinternen Entscheidungsprozesse, danach um die Zusammenhänge zwischen der grünen Wählerschaft und den Koalitionsoptionen. Im Fazit stellt Switek heraus, dass sowohl die Dominanz einer der zentralen Parteiströmungen (Realos versus Reformer) als auch deren wechselseitige Neutralisierung zu einem „möglichst breite[n] Offenhalten der Optionen“ (246) führten. Auch wenn „die grünen Delegationen erfolgreich verhandelten“ (346) und trotz „des artikulierten Charakters der Koalitionen als Zweckbündnisse auf Zeit“ (347) habe die Partei „als Teil ihrer Organisationsidentität weiterhin das Bild eines widerspenstigen Regierungspartners“ (349) gepflegt. Die Grünen hätten dieses Selbstverständnis in den Verhandlungen instrumentalisiert und den jeweiligen Koalitionspartnern so weitreichende Zugeständnisse abgetrotzt.
{HEI}
Rubrizierung: 2.3312.325 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Niko Switek: Bündnis 90/Die Grünen. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39164-buendnis-90die-gruenen_47830, veröffentlicht am 03.12.2015. Buch-Nr.: 47830 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken