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Simon Werner

Deutscher Unilateralismus im 21. Jahrhundert. Ein liberaler Erklärungsansatz

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014 (Sicherheit in der multipolaren Welt 2); XVII, 320 S.; 59,95 €; ISBN 978-3-631-65165-0
Diss. HSU Hamburg; Begutachtung: M. Staack. – Erörtert wird die Leitfrage, „unter welchen Rahmenbedingungen sich Deutschland, […] trotz klarem Bekenntnis zu einem wirksamen Multilateralismus, für einen unilateralen Politikstil entscheidet“ (3). Simon Werner legitimiert seine Studie mit dem „gesellschaftliche[n] Interesse an den Beweggründen Deutschlands“, sich „scheinbar wider seine außenpolitische Natur“ (10) zu verhalten. Als empirische Referenz dienen ihm drei Fallbeispiele: Neben Schröders Nein zur deutschen Beteiligung am Irakkrieg 2002/03 sind dies die Enthaltung der Regierung Merkel im UN‑Sicherheitsrat zum Libyeneinsatz 2011 und die 2010 ebenfalls unter Merkels Ägide getroffene Entscheidung Deutschlands, sich nicht an der NATO‑AWACS‑Aufklärungsmission in Afghanistan zu beteiligen. Das stimmig konzipierte und auch sprachlich überzeugende Buch umfasst sechs Abschnitte. In der Einleitung definiert der Autor die zentralen Begriffe Uni‑ und Multilateralismus. Während für Letzteren die Verfolgung gemeinsamer Ziele sowie entsprechend eine Politikanpassung der (mindestens drei) kooperierenden Staaten typisch sei, bezeichne Unilateralismus das Vorhandensein von mindestens einem handelnden Staat, der eine Anpassung seiner Politik an andere staatliche Akteure ablehnt, sowie „das Fehlen von gemeinsamen Normen und Verhaltensregeln, wenn mehr als ein Staat handeln sollte“ (38). Das zweite Kapitel entfaltet im Rekurs auf den „New Liberalism“ das theoretische Fundament der Arbeit, ehe in drei weiteren Etappen die Falluntersuchungen erfolgen. In der Konklusion skizziert Werner Rahmenbedingungen, „die in allen drei Fallstudien vorlagen und unter denen deutscher Unilateralismus besonders wahrscheinlich ist“ (256). Dazu zählt die Divergenz zwischen den Präferenzen der gesellschaftlichen Akteure in Deutschland und der anderen Staaten, aber auch ein hohes Maß an Übereinstimmung zwischen öffentlicher Meinung und den Präferenzen der deutschen gesellschaftlichen Akteure. Im Vorfeld der drei Fallbeispiele ging der unilateralen Entscheidung zudem stets ein Versuch zur (multilateralen) Politikkoordination voraus, der jedoch scheiterte. Das Bekenntnis zu einem wirksamen Multilateralismus sei daher „kein Lippenbekenntnis“, aber eben auch „kein Zwangskorsett“ (263) gewesen.
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Rubrizierung: 4.214.224.412.331 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Simon Werner: Deutscher Unilateralismus im 21. Jahrhundert. Frankfurt a. M. u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39258-deutscher-unilateralismus-im-21-jahrhundert_47665, veröffentlicht am 14.01.2016. Buch-Nr.: 47665 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken