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Monica Fahmy

Der Tod, das Verbrechen und der Staat. Die Macht der organisierten Kriminalität. Protokoll einer Bedrohung

Zürich: Orell Füssli Verlag AG 2015; 256 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-280-05577-9
Die Globalisierung kennt keinerlei ethische Grenzen, so könnte urteilen, wer Monica Fahmys Buch über das Phänomen der organisierten Kriminalität gelesen hat. Die Autorin präsentiert einen düsteren Lagebericht zu Europas Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Aus schweizerischer Perspektive werden die Strukturen der verschiedensten Kriminalitätsbereiche – ob Menschen‑, Drogen‑, Waffenhandel etc. – dargestellt und dabei in den internationalen Kontext gesetzt, um aufzuzeigen, wie das System transnationaler organisierter Kriminalität funktioniert. Der hiesige Drogenkonsum und der mexikanische Drogenkrieg stehen eben doch in einem Zusammenhang, so die bildliche Leitthese. Die Herausforderung für Polizei und Justiz ist oftmals die schwierige Rechtslage. Selbst wenn die Paragrafen existieren, scheitert deren wirksame Durchsetzung aus verschiedenen Gründen wie etwa mangelnder richterlicher Expertise. Die Verbrechersyndikate verfügen über Rechtskenntnisse, die ihnen in ihren Handlungsfeldern behilflich sind und den Behörden die Strafverfolgung und Sanktionierung erschweren. Ein Beispiel ist der Einsatz von Kindern für die Begehung diverser Straftaten, da diese nur eingeschränkt strafmündig sind. Zugleich ergibt sich hier ein doppelter Missstand, denn neben den Straftaten werden zudem Schwächere instrumentalisiert. Auch die Angst bleibt das Übel der Aufklärung. Die Zwangsprostitution, die einhergeht mit unvorstellbaren Grausamkeiten, bleibt daher ein Problem der Strafverfolgung. Eine nigerianische Frau, die in der Schweiz gegen ihre Peiniger_innen aussagt, muss um ihre Familie in Nigeria fürchten. Die Autorin spart nicht mit Beispielen. Fahmy zeigt auf, dass das Grundproblem bereits in der Anwendung des schweizerischen Paragrafen zur organisierten Kriminalität liegt. Die Verurteilung von Beschuldigten steht und fällt mit der Definition der organisierten Kriminalität und bei dieser Definitionsfreiheit „hat die Verteidigung dabei meist die besseren Karten“ (231). Fahmy moniert diese Rechtsfrage als zentrales Hindernis im Kampf gegen das Verbrechen. Allerdings fehlt es ihrerseits an weitergehenden Vorschlägen zur Bekämpfung, die über die Verantwortungsfrage hinausgehen.
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Rubrizierung: 2.22.612.232.252.42.52.32.35 Empfohlene Zitierweise: René Neumann, Rezension zu: Monica Fahmy: Der Tod, das Verbrechen und der Staat. Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39296-der-tod-das-verbrechen-und-der-staat_47924, veröffentlicht am 21.01.2016. Buch-Nr.: 47924 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken