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Sławomira Walczewska

Damen, Ritter und Feministinnen. Zum Frauenrechtsdiskurs in Polen. Aus dem Polnischen von Ursula Kiermeier

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2015 (Polnische Profile 2); XXI, 212 S.; 22,- €; ISBN 978-3-447-10395-4
Die Vorstellung von Mann und Frau als Dame und Ritter sowie die Ansicht, die Frau sei dem Manne von Natur aus untertan, habe sich in Polen als hartnäckiges Kulturmuster Jahrzehnte hindurch gehalten, konstatiert Sławomira Walczewska. Doch bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts habe sich im Land eine neue Denkrichtung herausgebildet, die sich gegen diese Vorstellung von Männer‑ und Frauenrollen und ihrem Verhältnis zueinander gerichtet habe. Ziel der Autorin ist es, die Entstehung, Entwicklung und Topographie dieser neuen Denkrichtung nachzuzeichnen. Das 1999 erstmals in Polen publizierte Buch erscheint nun in einer deutschen Fassung in der Reihe „Polnische Profile“ des Deutschen Polen‑Instituts mit ergänzenden Angaben von Claudia Kraft und Sigrid Metz‑Göckel. Walczewska sieht den Frauenrechtsdiskurs zwar durch gesellschaftliche und politische Umbrüche sowie emanzipatorische Denkweisen und Bewegungen westlicher Ländern geprägt, hält aber vor allem seine Binnenstruktur und ‑dynamik für einen zentralen Faktor und für ein polnisches Spezifikum. Dieses rückt sie daher auch in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Im ersten Kapitel beschreibt sie zunächst wichtige Aspekte der Emanzipation der Frau, wie bürgerliche, politische und soziale Rechte, im Zusammenhang mit dem Frauenrechtsdiskurs in Polen. Anschließend widmet sie sich den verschiedenen Vorstellungen von Geschlechterverhältnissen. Die Autorin macht deutlich, dass auch innerhalb der feministischen Bewegungen unterschiedliche Ansichten vorherrschen. In einem dritten Abschnitt zeigt Walczewska schließlich die verschiedenen Strategien auf, mit denen die emanzipatorische Bewegung den kulturell verankerten Vorstellungen von Geschlechterrollen und Geschlechterverhältnissen begegnet. Dazu zählt das Zelebrieren emanzipierter Frauen, das Fordern einer anderen Mädchenerziehung, die autonome Vertretung von Fraueninteressen auf politischer Ebene und die Artikulation von Erfahrungen und Gedanken zum Frau‑Sein. Am Ende fragt Walczewska, wie stark das kulturelle Muster von der Dame und dem Ritter heute noch in Polen verankert ist. Sie kommt zu dem Schluss, es gehöre allmählich der Vergangenheit an. In ihrem später verfassten Nachwort klingt ihre Einschätzung jedoch weniger optimistisch. Demnach geht der kulturelle Wandel nur langsam voran.
{JBU}
Rubrizierung: 2.272.61 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Sławomira Walczewska: Damen, Ritter und Feministinnen. Wiesbaden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39372-damen-ritter-und-feministinnen_47624, veröffentlicht am 11.02.2016. Buch-Nr.: 47624 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken