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Ricarda Drüeke

Politische Kommunikationsräume im Internet. Zum Verhältnis von Raum und Öffentlichkeit

Bielefeld: transcript Verlag 2013 (Critical Media Studies 2); 305 S.; 32,80 €; ISBN 978-3-8376-2458-8
Diss. Salzburg; Begutachtung: E. Klaus, U. Wischermann. – Ricarda Drüeke will „einen kommunikationswissenschaftlichen Theoriebeitrag zum Verständnis von politischer Kommunikation im Internet“ (11) leisten. Den Hintergrund für diese Zielformulierung bildet die Feststellung, dass die bisherige Forschung keine umfassenden Öffentlichkeiten – und damit vor allem nicht das kritische Potenzial […] und die Standpunkte marginalisierter Gruppen“ (14) – im Internet untersucht habe, sondern entweder in inhaltlicher oder akteursbezogener Hinsicht starke Eingrenzungen vornehme. Es geht Drüeke mithin – unter Berücksichtigung von Raum‑ und Öffentlichkeitstheorien – um die Fundierung eines „Modells politischer Kommunikationsräume im Internet“, mit dem eine möglichst breite „Vielfalt an AkteurInnen und politischen Themen“ (14) abgedeckt werden kann. Der eigens entwickelte Ansatz wird empirisch unter Zuhilfenahme quantitativer und qualitativer inhaltsanalytischer Verfahren am Beispiel der österreichischen Migrationsdebatte um Arigona Zogaj getestet. Die definitorische Begriffsarbeit erfolgt unter Zugrundelegung der einschlägigen kommunikationswissenschaftlichen Literatur, bezieht aber gleichwohl auch Erkenntnisse der Cultural und Gender Studies in die Überlegungen mit ein, da „weder Politik noch Öffentlichkeit geschlechtsneutrale Begriffe“ (23) seien. Unklar bleibt hingegen der verwendete Demokratiebegriff. Einen wirklich spannenden Mehrwert liefert Teil II, der sich dem Verhältnis von Raum und Öffentlichkeit über verschiedene Raumkonzepte annähert. Das Internet und die dort stattfindende Kommunikation in drei analytischen Raumdimensionen („den wahrgenommenen Raum, […], die Repräsentation von Raum sowie die gelebte Räumlichkeit“, 243) zu erfassen, ist innovativ und wird überzeugend begründet. Denn Kommunikation schafft Räume und wird gleichzeitig „durch den Raum konstruiert“ (43) – hier im Verständnis der Unterscheidung zwischen physischem und sozialem Raum nach Lefebvre. In Anwendung ihres Modells auf das gewählte Fallbeispiel vermag Drüeke aufzuzeigen, dass auch in netzbasierten „Kommunikationsräumen und den darin entstehenden Öffentlichkeiten […] Konstruktionen von Identität und Zugehörigkeit“ zwischen verschiedenen Gruppen verhandelt werden, die „zumeist zwischen ‚Eigenen‘ und ‚Fremden‘ unterscheiden“ (262). Gerade in migrationspolitischen Fragen folgten derartige Diskurse „nicht immer demokratischen Normen“ (263) – ein Befund, der aktueller kaum sein könnte.
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Rubrizierung: 2.225.412.4 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Ricarda Drüeke: Politische Kommunikationsräume im Internet. Bielefeld: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39465-politische-kommunikationsraeume-im-internet_44462, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 44462 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken