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Thomas Roithner

Schöne Götterfunken? Sicherheitsinteressen, aktive Friedenspolitik, die internationale Unordnung und die militärische Entwicklung der EU

Wien: myMorawa 2015; 147 S.; pb., 9,99 €; ISBN 978-3-99049-493-6
In dem Buch sind 17 Kommentare des österreichischen Journalisten und Friedensforschers Thomas Roithner zusammengestellt, die zwischen Januar und August 2015 auf dem Online‑Portal der Neuen Zürcher Zeitung erschienen sind. Der Autor beschäftigt sich mit der Außen‑ und Sicherheitspolitik der Europäischen Union, globalen Abrüstungsbemühungen, der geopolitischen Situation und der jeweiligen Rolle Österreichs. Die Beiträge werden innerhalb des Paradigmas des Friedensjournalismus verortet und sollen explizit als „Plädoyer für diplomatische Lösungen, ziviles Krisenmanagement, zivile Krisenprävention und Wirtschaftsstrukturen, die die Grundbedürfnisse aller befriedigen“ (12), verstanden werden. Das Augenmerk liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit der EU‑Sicherheitsstrategie „hinter verschlossenen Türen“ (23), ihren militärischen Auslandseinsätzen, Rüstungsexporten, der Militarisierung der Migrationspolitik, dem Verhältnis gegenüber Russland und der Forderung nach einer europäischen Armee. Dabei kontrastiert Roithner die reale Situation mit den politischen Erklärungen der Friedensnobelpreisträgerin EU, um festzustellen, dass das Problem in der „Realpolitik mit ihren doppelten Standards“ (55) gesehen werden muss. Der gleichen Argumentationslogik, in der das Handeln der westlichen Akteure an ihrem eigenen normativen Anspruch gemessen wird, folgt der Autor auch bei der ideengeschichtlichen Herleitung des „gerechten Krieges“, dessen Begründung allzu häufig für die Rechtfertigung eines Militäreinsatzes missbraucht werde, sowie bei der Betrachtung der (nuklearen) Abrüstungsbemühungen. Hier sei der EU und den USA gemeinsam, dass sie atomare Abrüstung „lauthals von anderen einfordern, ohne sich selbst zu bewegen“ (104). Österreichs Rolle wird als ambivalent bewertet. So trage das Land zwar zur Militarisierung der EU‑Sicherheitspolitik bei, bemühe sich aber auch erfolgreich um eine atomwaffenfreie Welt. Die Artikel können eine systematische Kritik der EU‑Außen‑ und Sicherheitspolitik nicht ersetzen. Dafür kommen sie ohne komplizierte wissenschaftliche Begriffe aus und machen trotzdem deutlich, dass die EU „noch einen weiten Weg zu einer Friedensmacht zurückzulegen [hat]“ (111).
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Rubrizierung: 3.64.1 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Thomas Roithner: Schöne Götterfunken? Wien: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39576-schoene-goetterfunken_48088, veröffentlicht am 31.03.2016. Buch-Nr.: 48088 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken