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Boris Holzer

Politische Soziologie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (UTB; Studienkurs Soziologie); 205 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-8252-3945-9
Boris Holzer versteht die Politik als „Teil der Gesellschaft“ und die Soziologie als „Lehre von der Gesellschaft“, weshalb er seine Einführung in die „Politische Soziologie“ als „Teil der allgemeinen Soziologie“ entwickelt. Auf einen Vergleich soziologischer Theorien verzichtend, widmet er sich dem Anliegen, „die Fruchtbarkeit einer soziologischen Perspektive auf Politik zu vermitteln“. Die Methode seiner Darstellung basiert auf der These, „dass die moderne Gesellschaft differenziert ist“ (12). Holzer, Professor für Politische Soziologie in Bielefeld, legt die dementsprechenden Schwerpunkte seiner Einführung unter anderem bei der „Macht“, der „Evolution der Politik“ und der „Öffentlichkeit“, wobei seine Ausführungen durch eine klare Sprache und inhaltliche Kohärenz gekennzeichnet sind. Neben altbekannten Details schreibt er auch zu gegenwärtigen Herausforderungen. Einige Explikationen sind besonders innovativ: 1. Eine Grundfrage der „Staatsbürgerschaft“ (69‑80) werde sein, ob politische Inklusion und Migration miteinander verbunden und als solche akzeptiert werden können. Würde Migrant_innen pauschal dauerhaft die Staatsbürgerschaft verwehrt, komme es auch in anderen Inklusionsfeldern zu Defiziten: „Über die Inklusionsfrage kann […] in Recht und Politik nur mit Rücksicht auf andere Gesellschaftsbereiche entschieden werden“ (77). 2. Eines der „Probleme politischer Modernisierung“ (147‑164) sei die Notwendigkeit, die „gesellschaftliche Versäulung“ in gegnerische Parteien und Sozialgruppen sowie religiöse und ethnische Unterschiede zu verhindern oder aufzubrechen: „Versäulung vermindert die Fähigkeit der Politik, Konflikte zu thematisieren oder auszutragen“ (160). 3. Die „Globalisierung der Politik“ (165‑181) äußere sich in der Genese von politischen Systemstrukturen der Weltgesellschaft. Holzer beurteilt deren Entscheidungsfunktionen als leistungsfähig genug und lehnt einen Weltstaat mit der Argumentation ab, „eine globale Verwaltung […] ist keine sonderlich inspirierende Vorstellung“ (178). Die Frage, inwiefern Weltstaatlichkeit normativ geboten sein müsste und in föderaler Form organisiert werden könnte, um Beherrschungen von Bürger_innen durch Institutionen, Märkte und Bürger_innen anderer Staaten zu nivellieren, stellt Holzer an dieser Stelle leider nicht. Trotz dieses Defizits ist das Buch insgesamt lesenswert und für Studierende der ersten Semester als Einstiegslektüre geeignet.
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Rubrizierung: 1.1 Empfohlene Zitierweise: Ulf Kemper, Rezension zu: Boris Holzer: Politische Soziologie Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39627-politische-soziologie_45159, veröffentlicht am 28.04.2016. Buch-Nr.: 45159 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken