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Golo M. Bartsch

Klimawandel und Sicherheit in der Arktis. Hintergründe, Perspektiven, Strategien

Wiesbaden: Springer VS 2016; 341359 S.; 49,99 €; ISBN 978-3-658-11147-2
Politikwiss. Diss. Bielefeld; Begutachtung: M. Albert, C. Humrich. – Krieg in der Arktis: Dieses Szenario hält Golo M. Bartsch gegenwärtig für eher unwahrscheinlich und widerspricht damit aufmerksamkeitsstarken Medienberichten jüngster Zeit. Der Autor analysiert systematisch, welche Sicherheitsprobleme sich aus den Konsequenzen des Klimawandels in der Nordpolarregion ergeben könnten. Denn durch die Erderwärmung werden in der Arktis immer größere Wasserflächen eisfrei und ermöglichen so den Zugriff auf große Bodenschatzvorkommen (Erdöl, Erdgas) sowie neue Schifffahrtsrouten. Damit rücke die Region, „die jahrhundertelang als Terra Nullius oder Terra Incognita galt“ (19), in den Fokus der Anrainerstaaten und werde zum Gegenstand globaler sicherheitspolitischer Strategien. Nach dem Konzept der Copenhagen School spricht der Autor von einer „Versicherheitlichung von Umweltveränderungen“ (73), wenn die mittelbare Sicherheitsrelevanz des Klimawandels absichtsvoll übertrieben werde. Dies könnte etwa Umweltaktivisten dazu dienen, mehr Aufmerksamkeit für ihre Botschaften zu erzeugen. Besondere Relevanz ergibt sich für Bartsch aus der Zusammensetzung der Anrainerstaaten: NATO‑Länder wie die USA, Kanada und Norwegen träfen hier mit Russland auf eine Nation, mit der sie eine interessante „sicherheitspolitische[.] Historie“ (23) teilten, die auch ihre gegenwärtige Arktispolitik präge. Die Strategien dieser Politik vergleicht der Autor: Die USA erweckten etwa eher den Eindruck eines „arktispolitischen Nachzüglers“ (181). Aber angesichts der Spannungen im amerikanisch‑russischen Verhältnis erwartet Bartsch, dass die Arktis‑Region für die USA zukünftig in den Vordergrund rücken wird. Russland selbst, das als „arktische[r] Riese“ (235) mit riesiger Anrainerfläche und lang zurückreichender regionaler Besiedlungsgeschichte mit Nachdruck Gebietsansprüche erhebt, ist laut Bartsch hauptverantwortlich für das verstärkte internationale Interesse an der Arktis. Da sich eine ost‑westliche Kooperation in der Region jedoch bewährt habe, vermutet der Autor, dass hier sogar „erste beispielhafte Impulse einer Wiederentspannung gesetzt werden“ (261) könnten, die das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen nach der Krim‑Krise verbessern helfen. Bartsch ist Referent für die gemeinsame Sicherheits‑ und Verteidigungspolitik der Europäischen Union im Bundesverteidigungsministerium. 2015 erschien von ihm bereits ein Buch zum Thema Zukunftsraum Arktis (siehe Buch‑Nr. 47619).
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Rubrizierung: 4.454.2 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Golo M. Bartsch: Klimawandel und Sicherheit in der Arktis. Wiesbaden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39797-klimawandel-und-sicherheit-in-der-arktis_48253, veröffentlicht am 30.06.2016. Buch-Nr.: 48253 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken