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Gert Pickel / Yvonne Jaeckel / Alexander Yendell

Der Deutsche Evangelische Kirchentag – Religiöses Bekenntnis, politische Veranstaltung oder einfach nur ein Event? Eine empirische Studie zum Kirchentagsbesuch in Dresden und Hamburg

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 185 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8487-2276-1
Seit seiner Etablierung 1949 hat der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) eine zunehmende Bedeutung als religiöses Großereignis erlangt. Inwieweit er „ein religiöses Gemeinschaftsfest, eine Versammlung für gesellschaftspolitische Diskussionen oder ein bloßes Event ist“ (171), untersuchen die Autor_innen auf der Basis von zwei repräsentativen Umfragen, die während der Kirchentage 2011 in Dresden und 2013 in Hamburg durchgeführt wurden. Dabei zeigt sich, dass der Eventcharakter für die Mehrheit der Kirchentagsbesucher weniger wichtig ist. Vielmehr werde den religiösen Angeboten und Komponenten mehr Bedeutung beigemessen. Die Besonderheit liege in der Verknüpfung religiöser Traditionen mit modernen gesellschaftlichen Erscheinungen, die für die Unterscheidung zu anderen Massenevents sorge und das Charakteristikum der Kirchentage sei. Neben dem Gewinn neuer Ideen für das eigene religiöse Leben sei für die Mehrheit der Kirchentagsbesucher die Gemeinschaft attraktiv, denn die Zusammenkunft in einer großen religiösen Gemeinschaft schaffe Identität. Diese „Kombination religiöser Ausrichtung und sozialer Vergemeinschaftung“ (172) mache den zentralen Erfolg der Kirchentage aus – Gert Pickel spricht von einem „spezifisch religiösen Sozialkapital“ (87). Dazu passe die politische Komponente. Es dominierten die Diskussionen über soziale Gerechtigkeit; Solidarität und Helfen gingen einher mit Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit und Zugehörigkeit zur eigenen Kirche. Hierzu passe, dass bestimmte politische Zugehörigkeiten dominierten: vor allem die Wählerschaft der Grünen. Politik sei durchaus bedeutungsvoll für die Kirchentagsbesucher, werde aber mit religiösen Werten und Normen des Christentums in Verbindung gebracht. In ökonomischer Hinsicht handele es sich „um ein ‚erfolgreiches Produkt‘“ (174). Diejenigen, die einmal teilgenommen haben, kommen zumeist wieder, es scheinen also positive Erfahrungen zu sein, die die Besucher mitnehmen. Die sozialstrukturelle Zusammensetzung sei geprägt durch eine Mixtur aus Tradition (Mehrfachbesucher) und Neugier (Jugendgruppen). Die hohe Bereitschaft junger Menschen, an den Kirchentagen mitzuwirken, bedeute jedoch keine Trendwende in der Mitgliedschaft. Denn trotz des Zulaufs: Die Besucherzahl eines Kirchentages mache nicht einmal ein Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder aus. Insofern kommen die Herausgeber_innen zu dem Ergebnis, dass es sich bei den Kirchentagsbesuchern um eine „eingeschworene Gemeinschaft“ (175) handelt. Konfessionslose und Nichtreligiöse zeigten sich trotz der Öffnung der Veranstaltungen für sie dagegen nur wenig interessiert.
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Rubrizierung: 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Gert Pickel / Yvonne Jaeckel / Alexander Yendell: Der Deutsche Evangelische Kirchentag – Religiöses Bekenntnis, politische Veranstaltung oder einfach nur ein Event? Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39804-der-deutsche-evangelische-kirchentag--religioeses-bekenntnis-politische-veranstaltung-oder-einfach-nur-ein-event_47498, veröffentlicht am 07.07.2016. Buch-Nr.: 47498 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken