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Oliver Borszik

Irans Führungsanspruch (1979-2013) Mission, Anhängerschaft und islamistische Konzepte im Diskurs der Politikelite

Berlin: Klaus Schwarz Verlag 2016 (Islamkundliche Untersuchungen 328); 243 S.; pb., 48,- €; ISBN 978-3-87997-450-4
Diss. phil. Hamburg; Begutachtung: H. Fürtig, B. Dennerlein. – Oliver Borszik nimmt die regionale Außenpolitik Irans in den Blick. Besonders an dieser Arbeit ist der Umstand, dass Iran als Beispiel eines islamistischen Staates – de facto handelt es sich um die bisher einzig erfolgreiche islamistische Staatsgründung – Beachtung findet und der Führungsanspruch des Landes über die entsprechenden Diskurse der politischen und religiösen Elite beleuchtet wird. Der Autor bietet einen wertvollen Überblick zum aktuellen Stand der Islamismusforschung. Im ersten Kapitel analysiert er die Aussagen von Großayatollah Khomeini, des Gründers und Vordenkers der Islamischen Republik Iran, zur islamischen Führungsrolle sowie Aussagen von Vertretern der politisch‑religiösen Elite. Im zweiten Kapitel widmet sich Borszik der „revolutionären Phase“ von 1979 bis 1989 und den Themen „Revolutionsexport“ und „islamische Einheit“ (20). Um die Phase von 1989 bis 1997 sowie die konzeptionelle Weiterentwicklung des islamischen Führungsanspruchs zu einem sozioökonomischen Entwicklungsmodell und einer innerislamischen Ökumene geht es im dritten Kapitel, während das fünfte Kapitel (1997 bis 2005) Debatten innerhalb der politischen Elite des Irans zu den Themen „religiöse Demokratie“ und „Dialog der Kulturen“ (21) behandelt. Im letzten Kapitel (2005 bis 2012) werden der Atomstreit mit dem Westen, die Präsidentschaft Mahmud Ahmadinejads und der Diskurs um ein „islamisches Erwachen“ als Antwort auf die Umwälzungen in der arabischen Welt aufgegriffen. Im Ergebniskapitel argumentiert Borszik, dass zwar die unmittelbaren Ziele „Revolutionsexport und islamische Einheit“ (223) verfehlt wurden, weil die schiitischen Untertöne der Revolution von 1979 in der größeren sunnitisch‑arabischen Welt nicht verfingen, jedoch mit der Gründung der Hisbollah im Libanon in diesem Feld zumindest ein Teilerfolg erzielt wurde. Größere Erfolge seien auch wegen der „wirkungsvollen Gegenstrategien der Hauptkonkurrenten Irak, Saudi Arabien und Israel“ ausgeblieben. In der Folge habe sich das Ziel des Revolutionsexportes gewandelt und sich ein neuer Diskurs zur „Schaffung eines beispielhaften Modells“ (224) entwickelt. Gerade in einer Zeit, in welcher der iranisch‑saudische Konflikt in weiten Teilen der arabisch‑islamischen Welt droht, in aktive Stellvertreterkriege zu eskalieren, ist eine islamwissenschaftliche Untersuchung zur Eigenperspektive der Rolle und des Anspruchs Irans ein wichtiger Beitrag zur Diskussion.
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Rubrizierung: 2.632.232.222.214.22 Empfohlene Zitierweise: Michael Rohschürmann, Rezension zu: Oliver Borszik: Irans Führungsanspruch (1979-2013) Berlin: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39967-irans-fuehrungsanspruch-1979-2013_48342, veröffentlicht am 04.08.2016. Buch-Nr.: 48342 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken