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Bettina Engels / Melanie Müller / Rainer Öhlschläger (Hrsg.)

Globale Krisen – Lokale Konflikte? Soziale Bewegungen in Afrika

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Bayreuther Studien zu Politik und Gesellschaft in Afrika 1); 165 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8487-2250-1
Die Bewegungsforschung hat ihren empirisch‑analytischen Schwerpunkt immer noch in den Ländern des globalen Nordens. Auch die entsprechende Theoriegenese ist auf diesen Staatenkreis zugeschnitten. Erst seit wenigen Jahren zeichnet sich ein Trend ab, wonach auch Länder des globalen Südens mit Blick auf die sich dort engagierenden sozialen Bewegungen näher untersucht werden. Bettina Engels und Melanie Müller gehen in ihrem Beitrag der Frage nach, inwieweit diese beiden in ihrer Genese doch sehr unterschiedlichen Welten zueinander passen. Grundsätzlich, so ihre Einschätzung, würden soziale Bewegungen überall auf dem Globus – trotz aller Kontextabhängigkeit – hinreichend viele Ähnlichkeiten aufweisen: „Weltweit reagieren soziale Bewegungen auf die politischen Gelegenheitsstrukturen und passen ihre Strategien dem jeweiligen Kontext an.“ (22) Zudem würde die Analyse von sozialen Bewegungen in den Ländern des globalen Südens die Gelegenheit eröffnen, die bisherige Bewegungsforschung aus einer anderen Perspektive zu hinterfragen und letztlich auch zu erweitern. Am Beispiel von Frauenorganisationen in Kenia geht Antje Daniel in ihrem Beitrag der Frage nach, welchen Einfluss variierende bi‑ und multinationale Geldgeber auszuüben vermögen. In ihrer auf leitfadengestützten Interviews basierenden, in den Jahren 2009 und 2011 durchgeführten Fallstudie kommt sie unter anderem zu dem Schluss, dass die Folgen der durchgängigen finanziellen Abhängigkeit gravierend sind: „Unsicherheit, Wettbewerb, Anpassung der Programmatik an die Agenda der Geber“ (120) seien bestimmende Momente in der gesamten Frauenbewegung Kenias und erschwerten etwa die Herausbildung eines gemeinsamen Wir‑Gefühls. Insoweit wirke die Abhängigkeit retardierend auf die Erreichung der Bewegungsziele. Louisa Prause sucht in einer methodisch und vom Gegenstand her gänzlich anders angelegten Fallstudie nach den Möglichkeiten zur Erreichung von Deutungshoheit. Am Beispiel des diskursiven Framings von produktiver Landnutzung im Senegal zeigt sie, dass nationale Protestorganisationen auch deswegen politische Erfolge zu verzeichnen hatten, weil es ihnen gelungen ist, die kleinbäuerliche Landwirtschaft gegen das Modell der großflächigen Agrarindustrie zu behaupten. Erstere sei weniger risikoreich für die Umwelt und zudem besser für die einheimische Bevölkerung, wobei sich diese Befunde im Einklang mit dem transnationalen Diskurs über Land Grabbing befänden.
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Rubrizierung: 2.672.22 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Bettina Engels / Melanie Müller / Rainer Öhlschläger (Hrsg.): Globale Krisen – Lokale Konflikte? Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40080-globale-krisen--lokale-konflikte_48167, veröffentlicht am 22.09.2016. Buch-Nr.: 48167 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken