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James Risen

Krieg um jeden Preis. Gier, Machtmissbrauch und das Milliardengeschäft mit dem Kampf gegen den Terror. Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2015; 311 S.; 17,99 €; ISBN 978-3-86489-107-6
Die enge Verflechtung von Militär, Rüstungsindustrie und Politik, als militärisch‑industrieller Komplex kritisiert, ist das Thema des Journalisten James Risen. Er meint, dass sich in den USA unter den Regierungen Bush und Obama zusätzlich ein „‚industrieller Heimatschutzkomplex‘“ (11) entwickelt hat. Die Terrorangst habe das Land seit dem 11. September 2001 dazu gebracht, den Sicherheitsbehörden und ihren privatwirtschaftlichen Kooperationspartnern Milliarden von Dollar zur Verfügung zu stellen. Die so entstandene „Infrastruktur zur Terrorbekämpfung“ (12) sei kaum noch unter Kontrolle zu halten. Im Gegensatz zu militärischen Ausgaben seien die Investitionen in Geheimdienste und deren Auftragnehmer kaum sichtbar und damit nicht Gegenstand öffentlicher Debatten oder gar der Kontrolle. Es könne zudem nicht im wirtschaftlichen Interesse der vom Staat angeheuerten Beratungsfirmen liegen, eine sinkende Bedrohung durch den Terrorismus zu konstatieren. Risen sieht in diesem Zusammenspiel von „Gier“ (17) und „Macht“ (89) den Grund für einen „Krieg ohne Ende“ (187). Dementsprechend benennt er auch die Kapitel seines Buches. Er beschreibt, wie zwischen 2003 und 2004 bis zu 14 Milliarden Dollar an Bargeld von der US‑Luftwaffe in den Irak geflogen worden seien – und das „ohne klare Anweisungen oder Richtlinien“ (21) für die weitere Verwendung. Die Summe hätte eigentlich als „Geldspritze“ (25) für das vom Zusammenbruch bedrohte irakische Finanz‑ und Wirtschaftssystem dienen sollen. Risen vermutet aber, dass es zum Teil in die Hände mächtiger und korrupter „Führer der Nach‑Saddam‑Ära“ (21) gelangt sei. Für ihn ist dies nur ein Beispiel dafür, wie sich aus kriegerischen Konflikten „Reichtum schlagen lässt“ (88). Als Zeugnis dafür, dass der Krieg gegen den Terror „nach den Prinzipien des freien Marktes geführt“ (166) wird, sieht der Autor auch die Tatsache, dass die USA im Irak und in Afghanistan mehr private Söldner und Sicherheitsleute einsetzte als reguläre Soldaten. Großkonzerne der Branche wie KBR oder Blackwater seien während der Kriege erst „groß und einflussreich“ (167) und irgendwann auch „‚too big to fail‘“ (166) für die US‑Sicherheitspolitik geworden. In seinem Nachwort beschreibt Risen einen „Marathonrechtsstreit[.]“ (301), den die US‑Regierung seit 2007 gegen ihn als investigativen Journalisten und Buchautoren führe, um „die Wahrheit im Namen des endlosen Krieges zu unterdrücken“ (304).
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Rubrizierung: 4.212.644.41 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: James Risen: Krieg um jeden Preis. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40083-krieg-um-jeden-preis_47724, veröffentlicht am 22.09.2016. Buch-Nr.: 47724 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken