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Isabel Taylor

Domestic Minority Recognition and European Law. The Legal Background to the Roma's Dilemma

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2013 (Schriften zu Mittel- und Osteuropa in der Europäischen Integration (SMOEI) 12); 169 S.; 69,80 €; ISBN 978-3-8300-6149-6
Václav Havel hat einmal die Behandlung der Roma als den Lackmustest der Zivilgesellschaft bezeichnet. Der Test kann bis heute nicht als bestanden gelten, denn Roma wurden und werden in den Ländern der Europäischen Union strukturell diskriminiert und segregiert und haben dadurch nur sehr geringe Möglichkeiten, tatsächlich in den Genuss von Bildung, Gesundheit, Arbeit und politischer Partizipation zu kommen. Isabel Taylor widmet sich diesem Thema. Sie umreißt zunächst die Situation der Roma, gibt dann einen kurzen Abriss über internationale Regelungen und die (menschen‑)rechtlichen Grundlagen der EU, um dann unter 1. IX darzulegen: „The book concentrates on the legal background to the Roma’s current situation“, „it mainly examines the official response to the Roma’s plight, on both the domestic and EU level“ (23). In ihrer auf Sekundärquellen und der Rechtsprechung basierenden Analyse stellt die Autorin eine sehr wichtige Unterscheidung und die daraus abgeleiteten, für die Situation der Roma sehr problematischen Konsequenzen heraus: Wenn von einer nationalen Minderheit die Rede ist, wird ein „eigenes“ Land vorausgesetzt und es werden sehr großzügig Schutzrechte gewährt; wird eine Gruppe aber „nur“ als ethnische Minderheit verstanden, so garantieren die europäischen Nationalstaaten in der Regel deutlich weniger Rechte. Anhand der die historische Dimension berücksichtigenden Analyse von England und Wales, Frankreich, Österreich, Ungarn, der Tschechoslowakei beziehungsweise Tschechien und der Slowakei, Rumänien und Deutschland zeigt Taylor, wie es um den rechtlichen Schutz der Roma bestellt war und ist. Wie außerdem deutlich wird, haben es die europäischen Institutionen bisher versäumt, sich auf eine einheitliche Definition für den Begriff „nationale Minderheit“ zu einigen und weigern sich auch, Roma als eigene ethnische Gruppe mit spezifischen Interessen anzuerkennen. Vielmehr richtet die EU ihre sozialpolitischen Anstrengungen entweder auf Arbeiter_innen oder Bürger_innen, aber nicht auf Staatenlose oder Personen, die keine Pässe oder andere Identifikationspapiere bei sich tragen. Taylor legt mit ihrer Darstellung den Finger in die normative Wunde der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten. Eine mögliche Lösung kann ihrer Ansicht nach allerdings nicht durch einzelne Länder erzielt, sondern muss wegen der vorhandenen Ressourcen und Autorität auf europäischer Ebene gefunden werden.
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Rubrizierung: 3.54.422.232.612.35 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Isabel Taylor: Domestic Minority Recognition and European Law. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40136-domestic-minority-recognition-and-european-law_45866, veröffentlicht am 20.10.2016. Buch-Nr.: 45866 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken