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Imke Leicht / Christine Löw / Nadja Meisterhans / Katharina Volk (Hrsg.)

Feministische Kritiken und Menschenrechte. Reflexionen auf ein produktives Spannungsverhältnis

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 20169; 152 S.; ISBN 978-3-8474-0702-7
Um die Menschenrechte steht es, in globaler Perspektive betrachtet, nicht zum Besten. Besonders prekär werden sie dann, so die Herausgeberinnen in ihrer Einleitung, wenn das immer noch vorherrschende männlich‑liberale Subjektideal menschenrechtlicher Praxis mit alternativen Lebensentwürfen konfrontiert wird. Gerade aus feministischer Sicht könne eine Kritik an bestehenden Praktiken formuliert werden, die diese emanzipativ weiterzuentwickeln vermag: „Ein Kernanliegen feministischer Kritiken der Menschenrechte ist daher, die spezifischen Auswirkungen von gesellschaftlichen Macht‑ und Ungleichheitsverhältnissen auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten und ‑erfahrungen von Frauen und sogenannten geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten zu thematisieren“ (9 f.). Damit lasse sich, so die Hoffnung der Herausgeberinnen, aufdecken, auf wie vielfältige Art und Weise auch heute noch Interpretationen und Praxis der Menschenrechte von geschlechterspezifischer Diskriminierung und Stereotypen durchzogen seien. Elisabeth Holzleithner zeigt in ihrem Beitrag in historischer Perspektivierung aktuelle Debatten feministischer Menschenrechtskritik auf. Was bei Olympe de Gouges 1791 mit einer Kritik nicht nur der Frauendiskriminierung, sondern auch der Sklavenhaltung und sozialer Ungleichheit begonnen habe, setze sich heute etwa in Form postkolonial‑feministischer Kritik an der Idee militärischer Interventionen zur Durchsetzung von Menschenrechten fort. Anstelle solcher in Gewaltexzessen mündender politischer Machtmanifestationen gelte es, für die feministische Menschenrechtsarbeit alle „politischen Kategorien [zu] dekonstruieren, die zu Zwecken von Macht und Herrschaft eingesetzt werden“ (35). Den in der politischen Umsetzung immer noch defizitären Zusammenhang von Frauenrechten und Entwicklung fokussiert Caroline Kärger. In ihrem Beitrag geht es darum, „basierend auf dem Befund dieser instrumentellen und praktischen Defizite […] nach dem Beitrag der Perspektive feministischer Theorie(n) der Internationalen Beziehungen (IB) zur Auseinandersetzung mit diesen [Defiziten]“ (114) zu fragen. Kärger kommt unter anderem zu dem Schluss, dass die konsequente Anwendung dieser Perspektive verschiedene Benachteiligungen von Frauen und bestehende Stereotype und Stigmata identifizieren sowie die Stärkung von Teilhaberechten von Frauen weiter forcieren könne. Sie unterstreicht dabei nachdrücklich, dass nachhaltiger gesellschaftlicher Fortschritt nur dann eintrete, wenn die Rechte von Frauen und Minderheiten gleichberechtigt gewahrt und geschützt werden.
{LEM}
Rubrizierung: 2.274.422.67 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Imke Leicht / Christine Löw / Nadja Meisterhans / Katharina Volk (Hrsg.): Feministische Kritiken und Menschenrechte. Opladen u. a.: 20169, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40177-feministische-kritiken-und-menschenrechte_48053, veröffentlicht am 08.12.2016. Buch-Nr.: 48053 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken