Diss. FU Berlin. - Die ganz überwiegend aus archivalischen Quellen gearbeitete Untersuchung folgt der These, daß "in einem Land, das ganz Staat und gar nicht Gesellschaft war, alle gesellschaftlichen Organisationen 'inszenierte Organisationen' waren" (12). Die am 29. Juli 1954 gegründete "Deutsche Liga für die Vereinten Nationen", deren Mitglieder "direkt oder indirekt offizieller Teil der DDR-Diplomatie, der 'Krypto-Diplomatie'" waren, wird in ihrer historischen Entwicklung, Struktur und Tätigkeit als eine vom Politbüro der SED gesteuerte Vorfeldorganisation oder "Transformationsorganisation" (260 ff.) porträtiert. Schwerpunkte der Darstellung sind die Politik der Liga in der World Federation of United Nations Associations (WFUNA), antiwestliche Kampagnen seit 1973, Arbeitsweise und organisatorische Verankerung der Liga, ihr Verhältnis zur Staatssicherheit, ihre Einbettung in die "Corona der inszenierten und Vorfeldorganisationen" (216 ff.) sowie das Ende durch Auflösung am 25. September 1990. Im Anhang finden sich biographische Skizzen von Funktionsträgern der Liga sowie anderer im Text erwähnter Personen. Die These von der "inszenierten Institution" wird eindrucksvoll belegt, wenn auch nicht theoretisch reflektiert, wozu die Arbeit jedoch reichlich Anstöße gibt. Sie ist zudem von einigem Informationswert für diejenigen, die an der Außenpolitik der DDR und ihrer Formierung interessiert sind. Unerfindlich bleibt allerdings, warum nicht andere Quellen - etwa Interviews - zur Kontrolle herangezogen wurden. Es steht nicht alles in den Akten.