Dieser Sammelband stellt eine überarbeitete und gekürzte Fassung der 1996 in Belgrad erschienenen serbischen Originalausgabe dar. Er ist aus einem Forschungsprojekt zur Vorgeschichte des Jugoslawien-Krieges in Serbien hervorgegangen, das vom serbischen Mitherausgeber Popov geleitet und von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durchgeführt wurde, die sich an der Plattform der 1993 gegründeten informellen Gruppe namens "Neues Serbisches Forum. Bewegung für eine freiheitliche Demokratie" orientieren. Darin wird der "'Aufbau einer freiheitlich-rechtsstaatlichen Demokratie in Serbien [als] die wichtigste Voraussetzung für das friedliche Zusammenleben mit seinen Nachbarstaaten und den Schutz der dort lebenden Serben'" (9) bezeichnet. Finanzielle Unterstützung hat das Projekt durch die Heinrich-Böll-Stiftung erfahren; die technische Abwicklung oblag dem Zentrum für Antikriegsaktion in Belgrad. Um eine öffentliche politische Debatte anzuregen, wurden einige Teilstudien bereits in der demokratisch orientierten Zeitschrift Republika abgedruckt. 1995 fand in Belgrad eine Konferenz über Konflikt und Versöhnung statt, an der neben den am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weitere kritische Intellektuelle aus Serbien sowie Westeuropa teilnahmen. Die dort präsentierten Beiträge bildeten die Basis für die oben genannte serbische Publikation. 1996 wurde schließlich ein u. a. vom DAAD gefördertes Symposium gleichen Titels wie dieser Sammelband in Siegen abgehalten. Inhalt: I. Der Zerfall Jugoslawiens und der Weg in den Krieg: Vesna Persic: Krieg und Nationalstaaten (15-43). II. Historische Belastungen: Olga Zirojevic: Das Amselfeld im kollektiven Gedächtnis (45-62); Srdjan Bogosavljevic: Der unaufgeklärte Genozid (63-74); Marina Blagojevic: Der Exodus aus dem Kosovo. Ein serbisches Trauma im Propagandakrieg (75-92); Ljubomir Madzar: Wer beutet wen aus? (93-116); Vojin Dimitrijevic: Konflikte um die Verfassung von 1974 (117-137). III. Die Nationalisierung gesellschaftlicher Bereiche: Nebojša Popov: Die Universität in ideologischer Umhüllung (139-158); Olivera Milosavljevic: Der Mißbrauch der Autorität der Wissenschaft (159-182); Radmila Radic: Die Kirchen und die "serbische Frage" (183-204); Drinka Gojkovic: Trauma ohne Katharsis (205-224); Mirka Djordjevic: Die Literatur der populistischen Welle (225-243); Miroslav Hadzic: Selbstverteidigung statt Landesverteidigung: Die Rolle der Armeeführung im Kontext der jugoslawischen Krise (243-260); Ivan Čolovic: Fußball, Hooligans und Krieg (261-275). IV. Der Medienkrieg: Aleksandar Nenadovic: Die Politika im Sturm des Nationalismus (279-298); Rade Veljanovski: Die Wende in den elektronischen Medien (299-318); Zoran M. Markovic: Die Nation: Opfer und Rache (319-338); Snezana Milivojevic: Die Nationalisierung des täglichen Lebens (339-357). V. Politische Mobilisierung: Marija Obradovic: Der Krieg als Quelle politischer Legitimation. Ideologie und Strategie der herrschenden Partei (359-378); Dubravka Stojanovic: Der traumatische Kreis der serbischen Opposition (379-398); Bojana Šušak: Die Alternative zum Krieg (399-419). VI. Erklärungsansätze und Deutungsmuster: Olivera Milosavljevic: Jugoslawien als Irrtum (421-440); Nebojša Popov: Traumatologie des Parteistaates (441-460); Vojin Dimitrijevic: Die Jugolsawische Krise und die Internationale Gemeinschaft (461-478); Latinka Perovic: Flucht vor der Modernisierung (479-490); Sreten Vujovic: Das Unbehagen an der Stadt (491-510).