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Ernest Gellner

Bedingungen der Freiheit. Die Zivilgesellschaft und ihre Rivalen. Aus dem Englischen übersetzt von Siegfried Kohlhammer

Stuttgart: Klett-Cotta 1995; 235 S.; geb., 38,- DM; ISBN 3-608-91746-2
Der Terminus der Zivilgesellschaft erfreut sich in den verschiedenen Teilbereichen der Politikwissenschaft einer neu gewonnenen Beliebtheit. Für den britischen Sozialanthropologen Gellner ist diese "Wiederbelebung des Begriffs und das Ideal der Zivilgesellschaft [...] eng mit dem Krach und der vorangegangenen langen, tiefen und bitteren Malaise des marxistischen Systems verbunden" (220 f.). So nutzt er den Transformationsprozeß Ost- und Mitteleuropas in seiner Analyse als Leitfaden, um die historische Entwicklung und die empirische Reichweite des Begriffes zu untersuchen. Für ihn "erhellt der Begriff der Zivilgesellschaft [im Gegensatz zum Begriff der Demokratie] nicht nur den Mechanismus, sondern auch den Reiz derjenigen Gesellschaft, die wir erstreben" (222 f.). Nachdrücklich plädiert er für die Zivilgesellschaft, die wesentlich auf pragmatischen Kompromissen beruht und so einer sozialen Atomisierung durch vielfältige Interessengruppen vorbeugt. Dem einzelnen räumt sie eine erhebliche Bewegungsfreiheit ein und dem Staat gesteht sie bei aller wirtschaftlicher Freiheit manche Eingriffe zu. Bei aller Zustimmung, die das Ideal der Zivilgesellschaft erfährt, veranschaulicht er am Beispiel der islamisch dominierten Staaten, daß der Begriff historisch aber auch heute noch tief im westlichen Denken verwurzelt ist. Angesichts der Globalisierung wirtschaftlicher Beziehungen und Problemlagen und der These Huntingtons vom "Clash of Civilizations" ist in Gellners Augen über die zukünftige Bedeutung der Zivilgesellschaft noch nicht entschieden.
Christoph Emminghaus (cem)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 2.62 | 5.4 Empfohlene Zitierweise: Christoph Emminghaus, Rezension zu: Ernest Gellner: Bedingungen der Freiheit. Stuttgart: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/659-bedingungen-der-freiheit_466, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 466 Rezension drucken