Skip to main content
Mathias Albert / Lothar Brock / Stephan Hessler / Ulrich Menzel / Jürgen Neyer

Die Neue Weltwirtschaft. Entstofflichung und Entgrenzung der Ökonomie

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1999 (edition suhrkamp 1983); 330 S.; 24,80 DM; ISBN 3-518-11983-4
Die Studie stellt die stark überarbeitete Fassung des Abschlußberichts eines zwischen 1991 und 1995 durchgeführten Projektes dar, das von der Stiftung Volkswagen im Rahmen des Förderungsschwerpunktes "Demokratische Industriegesellschaften im Wandel" finanziert worden ist. Thematisch konzentriert sich diese empirisch angelegte Untersuchung - Daten und Indikatoren bilden den Zeitraum 1960-1990 ab - auf strukturelle Veränderungen der Weltwirtschaft (vornehmlich seit Mitte der 80er Jahre) und deren Konsequenzen für die Machtbeziehungen der involvierten (staatlichen) Akteure. An der Studie sticht hervor, daß in ihr konzeptuelle Fragen über angemessene Deutungen des Weltwirtschaftssystems stets vor dem Hintergrund methodischer Überlegungen hinsichtlich möglicher empirischer Begründungen vorgenommen werden (das betrifft sowohl Fragen der Datenerhebung wie der Datenauswahl und Indikatorenbildung). Dabei ist den Autoren ein anfangs mißlich erscheinender Umstand - zwischen erster Projektkonzeption und Beginn der Forschungsarbeiten lagen vier Jahre - entgegengekommen, weil er ihnen erlaubte, die ursprüngliche, auf mögliche Positionsveränderungen einzelner Staaten bezogene Untersuchungsperspektive ("Declinism") in eine des "Postdeclinism" zu modifizieren, die den Fokus auf die Struktur des Weltwirtschaftssystems selbst legt (51 f.). Dessen Veränderungen werden anhand von vier Dimensionen - Internationalisierung, Regionalisierung, intraindustrielle Verflechtung und Tertiarisierung - analysiert. Ein abschließendes Kapitel (247 ff.) resümiert die empirischen Befunde und skizziert die Anschlußstellen für eine weiterführende Debatte jenseits der "Hegemoniediskussion", die in ihrer Fixierung auf Einflußpotentiale einzelstaatlicher Akteure die - primär auf "Entstofflichungs- und Entgrenzungsprozessen in der Weltwirtschaft" beruhende - Eigendynamik der postmodernen Ökonomie verfehlt (269). Aus dem Inhalt: 1. Einführung: Vom Declinism zum Postdeclinism: 1.1 Der Anlaß für die Debatte: Bröckelnde Dominanz der USA in der Weltwirtschaft; 1.2 Hegemoniale Stabilität oder Zwang zur Kooperation; 1.3 Aus der Decline-Perspektive: Gibt es einen Machtverlust der USA?; 1.4 Die weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Umbrüche seit Mitte der 1980er Jahre; 1.5 Der Paradigmenwechsel in der Fragestellung: Strukturveränderungen statt Positionsveränderungen in der Weltwirtschaft. 2. Internationalisierung: 2.3 Die Internationalisierung des Marktes; 2.4 Die Internationalisierung der Produktion; 2.5 Der Zusammenhang zwischen Außenhandel und Direktinvestitionen; 2.6 Die Länderprofile der Direktinvestitionen; 2.7 Das Ergebnis: Keine Renationalisierung, aber struktureller Wandel der Internationalisierung. 3. Regionalisierung: 3.3 Die Regionalisierung der Regionen; 3.4 Die Regionalisierung einzelner Länder; 3.5 Das Gewicht der Regionen; 3.6 Das intraregionale Gewicht der Länder; 3.7 Der Weltmarktanteil der Regionen; 3.8 Das Ergebnis: Die Typen der Regionalisierung und der affirmative Charakter der Regionalisierungsdiskussion. 4. Intraindustrielle Verflechtung: 4.3 Industrialisierung und Deindustrialisierung im Ländervergleich. 5. Tertiarisierung: 5.2 Die Tertiarisierung der Industrie- und Entwicklungsländer; 5.3 Die Internationalisierung des Tertiären Sektors; 5.4 Eine postindustrielle Hegemonie der USA?; 5.5 Das Ergebnis: Die Entstofflichung der Ökonomie. 6. Befunde und weiterführende Fragen: 6.1 Die Überwindung einer positionalen Betrachtungsweise; 6.2 Noch mal: Positions- und Strukturveränderungen im Weltwirtschaftssystem; 6.3 Neue Konfliktpotentiale: Bilaterale Konfrontation, Blockbildung und innergesellschaftliche Disparitäten; 6.4 Jenseits der Hegemoniediskussion: Entstofflichung und Entgrenzung, Globalisierung und Fragmentierung, Marginalisierung und Integration; 6.5 Statt eines Schlußworts: Datenerhebung und staatliche Kompetenz.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.43 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Mathias Albert / Lothar Brock / Stephan Hessler / Ulrich Menzel / Jürgen Neyer: Die Neue Weltwirtschaft. Frankfurt a. M.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/6685-die-neue-weltwirtschaft_9016, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9016 Rezension drucken