Mit der Biographie Schuncks liegt wohl eine der umfassendsten deutschen Darstellungen des Lebens de Gaulles vor. Der Mainzer Romanist greift auf die breite französische Literatur sowie jüngere autobiographische Werke von Freunden und Mitarbeitern de Gaulles ebenso zurück wie auf neue Editionen von Briefwechseln. Die Zitate de Gaulles hat Schunck dabei jeweils eigens noch einmal übersetzt, auch in den Fällen, in denen - wie etwa im Falle der Memoiren - bereits deutsche Übersetzungen vorliegen. Ein besonderer Schwerpunkt der Darstellung liegt auf den frühen Prägungen de Gaulles als junger Offizier im ersten Weltkrieg sowie der kontinuierlichen Behandlung des Verhältnisses zu Deutschland. Seine Schilderungen beschließt Schunck mit der Formulierung eines beständigen Charakterzuges des französischen Staatsmannes, den er für besonders aufschlussreich für dessen Wirkung hält: "De Gaulles Größe bestand in dem Mut, immer wieder der angeblichen Zwangsläufigkeit des Geschehens sein Nein entgegenzusetzen. Sein Leben stellt eine Kette derartiger Negationen des Verhängnisses dar, gegen die veraltete Doktrin des Militärs in Frankreich, gegen Hitlers Herrschaft, gegen Vichy, gegen die Überheblichkeit der Verbündeten im Krieg, gegen den Verfall seines Landes durch den Bürgerkrieg in Algerien, gegen das aufbrechende Chaos im Mai 1968, sogar gegen den Tod, denn dessen Überwindung galten die beiden Memoirenwerke, die sein Handeln und seine Gedanken über den physischen Tod hinaus weitertragen sollten, für kommende Generationen." (636) Zur Sprache kommt aber auch, daß de Gaulle und seine Vorstellung etwa der französischen Nation, die eher dem neunzehnten als dem zwanzigsten Jahrhundert entsprang, irgendwann auch von der Zeitläufen eingeholt wurde.