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Michael Karpin / Ina Friedman

Der Tod des Jitzhak Rabin. Anatomie einer Verschwörung. Deutsch von Klaus Fritz und Reiner Pfleiderer

Reinbek: Rowohlt 1998; 431 S.; geb., 42,- DM; ISBN 3-498-03496-0
Die beiden Journalisten Karpin und Friedman interpretieren den Mord an Rabin als Konsequenz des wachsenden Einflusses religiös-nationalistischer Kräfte und ihrer messianischen und antidemokratischen Ideologie in Israel. Minutiös wird die von weiten Teilen der Siedlerbewegung getragene und von zahlreichen Politikern der damaligen Oppositionsfraktionen zumindest tolerierte Hetzkampagne gegen die von der Arbeitspartei geführte Regierung und gegen den Premierminister persönlich nachgezeichnet. Dabei sind die wesentlichen Ereignisse bereits bekannt; der Wert des Buches liegt denn auch eher in der Darstellung manch interessanten Details. Dazu gehört etwa die Denunziation Rabins als Rodef (ein Jude, der einen Juden verfolgt und sein Leben gefährdet) seitens einiger Rabbiner, die als mißbräuchliche Indienstnahme der jüdischen Gesetze für politische Zwecke entlarvt wird. Beängstigend muten die dokumentierten Aktivitäten der "American Connection" (195), also der radikal-orthodoxen Minderheit unter den US-amerikanischen Juden speziell in Brooklyn, zur Delegitimierung der damaligen israelischen Regierung an. Gerade die Reaktionen auf den Mord an Rabin, der in einigen Kreisen mit Verständnis, wenn nicht mit Sympathie aufgenommen worden ist, illustrieren, wie sehr die Tat des extremistischen Studenten Yigal Amir durch das in Israel selbst herrschende gesellschaftliche Klima begünstigt worden ist - ein fundamentales Problem, das zu thematisieren die Shamgar-Untersuchungskommission nach Ansicht des Autors und der Autorin versäumt hat. Statt dessen habe sie sich weitgehend auf die angesichts der israelischen Sicherheitskultur in der Tat erstaunlichen Mängel bei der Personensicherung und die undurchsichtige Rolle des Shabak-Agenten Raviv konzentriert. Ungeachtet des Versagens der Sicherheitsdienste kann allerdings von der im Untertitel (allein der deutschen Ausgabe!) genannten Verschwörung nicht die Rede sein; entsprechende Theorien stellen vielmehr den Versuch nationalreligiöser Kräfte dar, von ihrer Mitverantwortung für den Mord abzulenken.
Michael Edinger (ME)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich 580, Universität Jena (www.uni-jena/svw/powi/sys/edinger.html).
Rubrizierung: 2.63 | 2.23 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Michael Edinger, Rezension zu: Michael Karpin / Ina Friedman: Der Tod des Jitzhak Rabin. Reinbek: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/6783-der-tod-des-jitzhak-rabin_9123, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9123 Rezension drucken