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Wolfgang Wippermann

Heilige Hetzjagd. Eine Ideologiegeschichte des Antikommunismus

Berlin: Rotbuch Verlag 2012; 160 S.; brosch., 9,95 €; ISBN 978-3-86789-147-9
„Marx und Engels hatten recht!“ – der prominent auf dem Einband platzierte Slogan ist Programm. Die insgesamt zehnte (!) Monografie des streitbaren Berliner Historikers seit 2007 (!) (siehe etwa Buch-Nr. 32383 und 36495) tritt mit dem Anspruch an, „die Ideologiegeschichte des Antikommunismus von den Anfängen bis heute und im globalen Rahmen“ zu erzählen. Dabei will Wippermann „weder eine Apologie des Kommunismus noch eine Rechtfertigung des Antikommunismus“ (8) liefern, da alle bisherigen Bücher zum Thema angeblich das eine oder das andere bieten. Schon hier beginnen die Widersprüche, schreibt der Autor doch eine Seite zuvor noch, den Kommunismus gebe es gar nicht. Er zieht sich auf die altbekannte Ausrede zurück – und ist insofern eben doch Apologet –, dass die als kommunistisch bezeichneten Parteien und Regime wie die Staatsparteien im Ostblock eigentlich gar keine solchen gewesen seien. Im Buch selbst werden sie dann kommentarlos doch wieder so genannt (55 u. a.). Die Argumentation erfolgt dem essayistischen Charakter des Buches entsprechend sehr gedrängt und bisweilen schwer nachvollziehbar, was auch an vielen umfangreichen Zitatcollagen liegt, die ohne tiefere analytische Einbindung aneinandergereiht werden (19-22, 24-26 u. a.). Wichtige Zitate werden dabei gelegentlich nur mit anderen Beiträgen aus der Feder des Autors belegt, die Originalurheber nicht benannt (33, 81) – wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit wird so unmöglich. Behauptungen werden als Tatsachen hingestellt, ohne dass Nachweise geliefert werden (14, 45 u. a.). Dazu finden sich logische Fehler im Aufbau, etwa wenn am Ende des Kapitels zu Deutschland zu den Verhältnissen in den europäischen Nachbarländern übergeleitet wird (43), dann aber Ausführungen zu den USA folgen. Die politischen Ansichten des Verfassers treten deutlich hervor, am Ende wird „der Kommunismus“ als „durchaus anzustrebende Utopie“ (128) gewürdigt. Das ist natürlich Wippermanns gutes Recht – spätestens bei der Konstruktion eines „antiislamistisch-antisemitisch-antikommunistische[n] Feindbild[es]“ (43), das er in Europa als dominierend auszumachen glaubt, gleitet er aber ins Abstruse ab.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.22 | 2.6 | 5.43 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Wolfgang Wippermann: Heilige Hetzjagd. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9179-heilige-hetzjagd_42109, veröffentlicht am 26.04.2012. Buch-Nr.: 42109 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken