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Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.)

Archiv für Sozialgeschichte. 52. Band 2012

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2012; XX, 913 S.; Ln., 68,- €; ISBN 978-3-8012-4215-2
Dieser Band des Archivs für Sozialgeschichte ist der Bundesrepublik Deutschland in den 1980er‑Jahren gewidmet. Dietmar Süß und Meik Woyke legen in ihrer Einleitung die Schwierigkeit dar, die Zeithistoriker haben, dieses Jahrzehnt zu beschreiben. Schließlich stehen sie in Konkurrenz zu all den Zeitdiagnosen von „meinungsstarken Journalisten und Sozialwissenschaftlern, die mit ihrem Begriffsarsenal bereits eine Fülle von Deutungsangeboten bereitstellen“ (3). Überdies können sich die meisten ja noch ganz lebhaft an jene Zeit erinnern und identifizieren die ersten Jahre der Kohl‘schen Kanzlerschaft schnell als bleierne Zeit. Dabei machen die einzelnen Beiträge eines deutlich: Die 1980er‑Jahre waren vielleicht weitaus mehr als andere Jahrzehnte eine offensichtliche Übergangszeit. Vieles von dem, was sich in den 1970er‑Jahren entwickelt hatte, erreichte nun erst seinen Reifegrad. Das schlägt sich etwa in Frank Böschs Betrachtung zur Einführung des Privatfunks oder in Frank Uekötters und Claas Kirchhelles Darstellung von Umweltskandalen ebenso nieder wie in Nicole Kramers Abriss über die gesellschaftspolitischen Veränderungen jener Zeit. Zugleich begannen in den 1980er‑Jahren jene Auseinandersetzungen um die Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung, die dann später unter dem Begriff des Neoliberalismus subsumiert wird. Anhand der Artikel von Christopher Kopper über die Auflösung der Deutschland AG oder Peter Krampers Beitrag zum Ende der Gemeinwirtschaft lässt sich dieses nachvollziehen. Insofern gelangt man dann zu dem von Axel Schildt pointiert formulierten Ergebnis: „Innerer Frieden als Kennzeichen der ‚alten‘ Bundesrepublik in ihrem letzten Jahrzehnt ist nicht mit politischer Kirchhofsruhe oder Langeweile zu verwechseln.“ (26) In der unmittelbaren Zeit vor 1989 hatte sich die Bundesrepublik außenpolitisch mit dem Status quo, mit der politischen Teilung, der Existenz der DDR und der Westbindung des Staates arrangiert und die staatliche Ordnung, den demokratischen Rechts‑ und Sozialstaat sowie die soziale Marktwirtschaft weithin akzeptiert. Mithin verbindet sich mit dieser Zeit kein epochaler Umbruch, wohl allerdings wirken die Folgen der Reformära der 1970er‑Jahre nach, wie die Veränderungen der 1990er‑Jahre sich gegenwärtig bereits langsam abzeichnen. Somit machen alle Beiträge eher neugierig auf die weiteren Deutungsversuche.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.313 | 2.3 | 2.331 | 2.34 | 2.333 | 4.21 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Archiv für Sozialgeschichte. 52. Band 2012 Bonn: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9260-archiv-fuer-sozialgeschichte-52-band-2012_43245, veröffentlicht am 16.05.2013. Buch-Nr.: 43245 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken