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Philipp Dorestal

Style Politics. Mode, Geschlecht und Schwarzsein in den USA, 1943-1975

Bielefeld: transcript Verlag 2012 (AmericanStudies); 369 S.; kart., 32,80 €; ISBN 978-3-8376-2125-9
Geschichtswiss. Diss. Erfurt; Begutachtung: J. Martschukat, O. Stieglitz. – Das Styling des Körpers habe „immer auch untrennbar eine politische Dimension“ (12) gehabt, schreibt Philipp Dorestal mit Blick auf die Geschichte der African Americans im 20. Jahrhundert. In dieser „Kulturgeschichte des Politischen“ (66) untersucht er deshalb, inwieweit sich diese über ihren Look abgrenzten und in Gruppen differenzierten. Dorestal geht es dabei allerdings nicht nur um die Grenzziehungen zwischen Schwarz‑ und Weißsein, sondern auch um geschlechterspezifische Rollen – weil ein Mensch mit Mode mehr als nur eine Facette seiner Persönlichkeit und Absichten ausdrückt. Theoretisch wird diese Herangehensweise im ersten Teil ausführlich fundiert, unter anderem in einer kritischen Auseinandersetzung mit den Thesen Butlers sowie unter Heranziehung des Hegemonieansatzes nach Gramsci. Der Autor grenzt seinen Untersuchungszeitraum dann auf die wesentliche Phase der Transformation des (politischen) Bewusstseins der African Americans ein, deren Beginn nicht zufällig in der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegt – trotz Ableistung des Militärdienstes wurden sie und andere ethnische Gruppen weiterhin diskriminiert. Eine Gruppe zog daraus den Schluss, für dieses Land nicht in den Krieg ziehen zu wollen, ihr Erkennungszeichen war der Zoot Suit, der möglicherweise auf einen Bühnenanzug des Jazzmusikers Cab Calloway zurückgeht. Träger dieses Anzuges wurden 1943 in Los Angeles bei den Zoot Suit Riots Opfer rassistischer Übergriffe durch Marinesoldaten. In den 1950er‑ und 1960er‑Jahren dagegen adaptierten Mitglieder der Bürgerrechtsbewegung die korrekte Kleidung gebildeter, zur Mittelschicht gehörender Weißer. Sie unterstrichen damit ihren Anspruch auf Gleichberechtigung. Eine Abgrenzung durch Kleidung vollzogen dagegen die Black Panther Party und die Nation of Islam, die auf die Herausbildung eines eigenen, von den Weißen unabhängigen Selbstbewusstseins zielten. Gerade bei diesen Bewegungen fällt auf, dass deren Emanzipationsprozess ein maskuliner war, die afroamerikanischen Frauen blieben den (nicht nur modischen) Ansprüchen der Männer ausgesetzt. Den Schlusspunkt dieser Untersuchung bilden die Blaxploitation‑Filme, in denen Schwarze die Rollen spielten, die zuvor nur Weißen zugestanden worden waren – als herausragende Beispiele nennt der Autor u. a. „Guess who’s coming to Dinner“ und „In the Heat of the Night“ mit Sidney Poitier. Insgesamt schärft Dorestal mit dieser Studie wie beabsichtigt den Blick dafür, dass Style eine „Strategie der politischen Interventionen“ (347) sein kann.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 2.22 | 2.23 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Philipp Dorestal: Style Politics. Bielefeld: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9273-style-politics_43263, veröffentlicht am 21.03.2013. Buch-Nr.: 43263 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken