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Clemens Albrecht / Günter C. Behrmann / Michael Bock / Harald Homann / Friedrich H. Tenbruck

Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1999; 649 S.; geb., 98,- DM; ISBN 3-593-36214-7
Ausgerechnet die Frankfurter Schule, die Kritische Theorie soll für die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik verantwortlich sein, also als Geburtshelfer fungiert haben? Die These wird deutlicher, wenn man mit den Autoren den "Prozeß der intellektuellen Staatsgründung als Internalisierung von Vergangenheitsbewältigung" (569) versteht. Demnach fand in Deutschland nach 1945 eine erneute Nationalgründung auf der Basis der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus statt, welche von der Frankfurter Schule mehr oder weniger bewußt methodisch (durch die Betonung sozialpsychologischer Herangehensweisen) und inhaltlich (als Verteidiger des humanistischen Erbes der idealistischen Philosophie) vorangetrieben worden sei. Mit dieser These im Rücken präsentieren die Autoren sowohl eine umfangreiche Geschichte der Frankfurter Schule als auch einige neue und originelle Perspektiven auf Gründung und politische Kultur der Bundesrepublik. Der Band ist entstanden aus einem von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Forschungsprojekt; er ist als "Mittelweg zwischen Sammelband und Monographie" (11) angelegt. Die Beiträge sind eigenständig konzipiert, aber eng aufeinander abgestimmt und aus gemeinsamen Diskussionen entstanden. Inhalt: Clemens Albrecht: Die Erfindung der 'Frankfurter Schule' aus dem Geist der Eloge (21-35); Michael Bock: Lästige Verwandtschaft: Die kritische Theorie im Kontext der 20er Jahre (36-56); Harald Homann: Die Frankfurter Schule im Exil (57-77); Friedrich H. Tenbruck: Von der verordneten Vergangenheitsbewältigung zur intellektuellen Gründung der Bundesrepublik: Die politischen Rahmenbedingungen (78-96); Clemens Albrecht: "Das Allerwichtigste ist, dass man die Jugend für sich gewinnt": Die kultur- und bildungspolitischen Pläne des Horkheimer-Kreises bei der Remigration (97-131); Clemens Albrecht: Vom Konsens der 50er zur Lagerbildung der 60er Jahre: Horkheimers Institutspolitik (132-168); Clemens Albrecht: Wie das IfS zur Frankfurter Schule wurde (169-188); Clemens Albrecht: Warum Horkheimer Golo Mann einen "heimlichen Antisemiten" nannte: Der Streit um die richtige Vergangenheitsbewältigung (189-202); Clemens Albrecht: Die Massenmedien und die Frankfurter Schule (203-246); Günter C. Behrmann: Die Theorie, das Institut, die Zeitschrift und das Buch: Zur Publikations- und Wirkungsgeschichte der Kritischen Theorie 1945 bis 1965 (247-311); Günter C. Behrmann: Kulturrevolution: Zwei Monate im Sommer 1967 (312-386); Clemens Albrecht: Im Schatten des Nationalismus: Die politische Pädagogik der Frankfurter Schule (387-447); Günter C. Behrmann: Die Erziehung kritischer Kritiker als neues Staatsziel (448-496); Clemens Albrecht: Die Frankfurter Schule in der Geschichte der Bundesrepublik (497-529); Michael Bock: Metamorphosen der Vergangenheitsbewältigung (530-566); Clemens Albrecht: Ausblick: Die Dialektik der Vergangenheitsbewältigung oder: Wie die Bundesrepublik eine Geschichtsnation wurde, ohne es zu merken (567-572).
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.35 | 2.313 | 2.331 | 2.3 Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Clemens Albrecht / Günter C. Behrmann / Michael Bock / Harald Homann / Friedrich H. Tenbruck: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Frankfurt a. M./New York: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9986-die-intellektuelle-gruendung-der-bundesrepublik_11809, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11809 Rezension drucken