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Christof Schatz

Die Simulation der sozialen Dynamik von Arbeitslosigkeit. Eine Zusammenführung von Theorie und Virtual Reality

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1999 (Campus Forschung 778); 309 S.; kart., 72,- DM; ISBN 3-593-36236-8
Diss. TU München. - Die Arbeit verfolgt zwei unterschiedliche Interessen: einerseits soll die soziologische Fragestellung behandelt werden, welchen Einfluß Arbeitslosigkeit auf die soziale Stabilität einer modernen Gesellschaft hat, andererseits will der Autor bestimmte "physikalistische" Methoden auf ihre Tauglichkeit zur empirischen Validierung theoretischer Aussagen im Bereich der Sozialwissenschaften überprüfen. Im Verlauf der Argumentation, deren Logik - wie der Autor selbst einräumt (17) - nicht auf Anhieb zwingend erscheint, zeigt sich indes, daß die materiale Ebene eher als Demonstrationsfolie für die methodologischen Ambitionen des Verfassers dient. So wird das Problem der sozialen Stabilität - u. a. mit Hilfe entscheidungstheoretischer Überlegungen - auf den spezifischen Aspekt von Kooperationsbeziehungen bzw. die Wahrscheinlichkeit von Kooperationsabbrüchen in Abhängigkeit von unterschiedlichen Quellen sozialen Vertrauens zugeschnitten (73 ff.). Damit erscheinen mögliche problematische Folgen von Arbeitslosigkeit - paradoxerweise - vor allem relevant auf seiten von (noch) Beschäftigten und ihren Einschätzungen der eigenen Beschäftigungssicherheit. Hypothesen über diese Zusammenhänge hat der Autor dann in einem formalen "Mikromodell der Vertrauensdynamik" zusammengefaßt (133 ff.) und im Rahmen zweier unterschiedlicher Verfahren überprüft: zunächst auf der Basis von Befragungsdaten des SOEP (165 ff.) und anschließend in Gestalt eines virtuellen sozialen Experiments (199 ff.). Diese sehr akribisch kommentierten Testverfahren - sie machen rund ein Drittel des Buches aus - folgen primär der methodologischen Frage, ob sich ein "physikalistisch-universaler Erklärungsanspruch" (273), der dem formalen Modell zugrunde liegt, durchhalten läßt. In diesem Kontext sieht der Autor seine Leistung eher in dem Formulieren von weiterführenden Fragen denn in einer eindeutigen Antwort. Immerhin hält er es für möglich, "daß der Theorie- und Methodenpluralismus in der Soziologie vielleicht notwendigerweise so existieren muß, wie er existiert" (14). Inhaltsübersicht: 1. Zur Methodologie; 2. Systeme mit Erwerbslosigkeit; 3. Beschäftigte und Arbeitslosigkeit: Eine Kooperativitätstheorie; 4. Die Dynamik des Umweltvertrauenmodells; 5. Empirische Prüfung an Befragungsdaten; 6. Empirische Prüfung mit einem virtuellen sozialen Experiment; 7. Zusammenfassung, Schlußfolgerungen und einige Anmerkungen zur Systemanalyse.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 1.2 | 2.262 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Christof Schatz: Die Simulation der sozialen Dynamik von Arbeitslosigkeit. Frankfurt a. M./New York: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9995-die-simulation-der-sozialen-dynamik-von-arbeitslosigkeit_11819, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11819 Rezension drucken