Die Autobiographie der kanadischen Journalistin mit chinesischen Vorfahren ist die Chronik eines langen Weges. Als glühende Maoistin kam die junge Studentin 1972 mitten in der Kulturrevolution an die Peking-Universität. Fast ohne ein Wort Chinesisch zu sprechen, ging sie mit grenzenloser Naivität, politischer Begeisterung und jugendlicher Aufopferungskraft daran, das revolutionäre China zu suchen und zu einem besseren, wahrhaft maoistischen Menschen zu werden. So manches Mal mußte sie dabei feststellen, daß der revolutionäre Eifer der Untertanen Maos ihrem eigenen weit unterlegen war. Die Unmenschlichkeit und das Elend der Volksrepublik blieben ihr nicht verborgen, aber konkrete Schlußfolgerungen zog sie lange Zeit nicht. Der entscheidende Bruch kam erst während ihres zweiten China-Aufenthalts von 1988 bis 1994, als sie als Journalistin arbeitete. Die zweifellos stärksten Passagen des Buchs finden sich in den Kapiteln, die sich mit dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens beschäftigen. Die Autorin saß während dieser Tage auf dem Balkon eines Hotels und beobachtete aus nächster Nähe, wie Deng Xiaoping sein Volk niederkartätschen ließ. Das Buch ist ein mit Witz und Kenntnis geschriebenes, im besten Sinne journalistisches Werk, in dem ein aufregendes Leben, aber auch die dramatische Geschichte Chinas von der Kulturrevolution Maos bis zur Öffnungspolitik Deng Xiaopings geschildert werden. Es geht weniger um politische Strukturen. Vielmehr stehen die Menschen im Zentrum, denen die Autorin begegnete. Als Lektüre ist das Buch ausgesprochen anregend, mitunter sogar kurzweilig. Der Wert für die Politikwissenschaft liegt vor allem in der Vermittlung von Hintergrundwissen.