Skip to main content
Ian Simpson Ross

Adam Smith. Leben und Werk. Aus dem Englischen von Hans Günter Holl

Düsseldorf: Wirtschaft und Finanzen 1998; 655 S.; Ln., 128,- DM; ISBN 3-87881-123-3
Einhundert Jahre nach der Biographie von John Rae legt Ross hiermit die seither erste umfassende Smith-Biographie vor. Unter Hinzuziehung zeitgenössischer Berichte und Dokumente sowie der Korrespondenz Smiths zeichnet er dessen Vita und Persönlichkeit ausführlich nach. Der "Lebenskontext" liefert ihm nicht zuletzt wesentliche Bezugspunkte, auf die "hilfsweise" zurückgegriffen werden kann, wenn es darum geht, eine "schlüssige historische Interpretation von Smiths Schriften" (20) zu entwickeln. So schildert Ross etwa den wesentlichen Einfluß, den - durch seine Mentoren - die Schottische Aufklärung auf Smiths Erziehung hatte, und diskutiert dessen eigene Beiträge zu deren Programm. Er zeichnet nach, wie sich Smiths gedankliche Entwicklung vom seinen Vorlesungen in Edinburgh und Glasgow zugrundeliegenden Konzept bis hin zum System in seinen beiden Hauptwerken "The Theory of Moral Sentiments" und "The Wealth of Nations" vollzog. Insbesondere arbeitet er den Einfluß heraus, den etwa Hume oder Hutcheson, aber auch Voltaire und die französischen "philosophes" direkt oder indirekt auf die Entstehung des ersteren hatten, sowie, beispielsweise, den Einfluß Humes und der Physiokraten auf die Entstehung des letzteren. Durch die Augen Ross' erscheint Smith als eher theoretischer denn praktischer Utilitarist, der zwar Hutchesons Nützlichkeitskriterium übernimmt, gleichzeitig aber direkt gegen das Konzept eines tief im Menschen verwurzelten Egoismus - wie etwa bei Hobbes, Mandeville oder Rousseau - anschreibt (25). Ebenso ausführlich wie die Entstehungsgeschichte, in deren Untersuchung auch die Auseinandersetzung mit Smiths Beeinflussung durch sein historisches Umfeld (etwa das wirtschaftlich aufblühende Glasgow oder die sich von der Alten Welt emanzipierenden amerikanischen Kolonien) einfließt, behandelt Ross die Rezeptionsgeschichte des Smithschen Werks und nimmt dies zudem zum Anlaß, "die Prämissen der Rezeptionstheorie im historischen Kontext zu überprüfen" (24). Schließlich bringt er dem Leser Smith auch mit seinen weniger bekannten Seiten näher: etwa als Literat und Historiker, als Moralist und Kritiker, als Zollkommissar für Schottland, schließlich sogar als "am Ende seiner Tage ziemlich fanatisch für ein System der [Handels-]Beschränkungen und Verbote ein[tretend], das er im 'Wealth' so schonungslos gegeißelt hatte" (31). Insgesamt eine ausgewogene, informationsreiche, überaus gut und mit großem Gewinn zu lesende Biographie.
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 5.33 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Ian Simpson Ross: Adam Smith. Düsseldorf: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11008-adam-smith_13012, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13012 Rezension drucken