Adam Smith
Welcher Wirtschaftstheoretiker gab den Sicherheitsinteressen eines Landes absoluten Vorrang vor ökonomischen Interessen, sprach sich gelegentlich für zeitweilige Monopole und Handelsprotektionismus aus und plädierte dafür, dass ein starker Staat alle Aufgaben übernahm, die die Kräfte einzelner Unternehmen überstieg? Kaum jemand käme hier auf Adam Smith, aber genau so wird er von Graf Ballestrem porträtiert; "Smith war kein Laissez-faire-Liberaler im Sinne des 19., sondern ein Ordo-Liberaler im Sinne des 20. Jahrhunderts" (152). Das anregende kleine Buch stellt Smith als einen Theoretiker des Gemeinwohls dar, als Moralphilosophen und als Rechtsstaatsdenker. "Gemeinwohl" bedeute oftmals die unsichtbare Hand und die Kräfte des Marktes walten zu lassen, aber immer unter einem Vorbehalt, der staatliche Eingriffe ermöglicht, wenn sie denn erforderlich werden. Graf Ballestrem beansprucht nicht, ein völlig neues Smith-Bild entwickelt zu haben, aber seine konsequente Durchführung des Themas bietet einen Eindruck, der in deutscher Sprache mehr als nur eine Zusammenfassung internationaler Forschung darstellt. Die Einordnung von Smith' in die Aufklärung seiner Heimat Schottland und seine Nachwirkung unter Liberalen, Sozialisten und anderen runden einen Band ab, den man jedem politischen und wissenschaftlichen Apostel des totalen Marktes in die Hand zu geben wünscht.
Inhaltsübersicht: I. Die schottische Aufklärung; II. Biographie; III. Theorie der moralischen Gefühle (TMS); IV. Rechts- und Staatsphilosophie; V. Politische Ökonomie; VI. Wirkungsgeschichte.