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Petra Maria Schulz

Ästhetisierung von Gewalt in der Weimarer Republik

Münster: Westfälisches Dampfboot 2004 (Theorie und Geschichte der Bürgerlichen Gesellschaft 21); 283 S.; 35,- €; ISBN 3-89691-121-X
Diss. Münster; Gutachter: H.-U. Thamer. - Anders als es der Titel verspricht, verfolgt die Autorin aus mentalitäts- und kulturgeschichtlicher Perspektive die Genese des Verhältnisses von Männlichkeit und Gewaltdiskursen innerhalb der politischen Rechten vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Etablierung der nationalsozialistischen Herrschaft. Diese erweiterte und zugleich verengte Betrachtungsweise entspricht der angewandten Diskursanalyse. Sie gewährleistet, dass nicht nur manifeste Gewaltanwendungen am Anfang und Ende der Weimarer Republik untersuchen werden, sondern der Blick auch auf das semantische Feld symbolischer Gewaltakzeptanz gerichtet wird. Der zentrale Befund der Arbeit lautet, dass sich unabhängig von den tatsächlichen Fronterfahrungen im Ersten Weltkrieg eine erfolgreiche Umcodierung des männlichen Selbst vollzog, in dessen Zentrum ein permanenter mentaler Kriegszustand stand. Dieser bis in die Mitte der Gesellschaft propagierte Mythos veranschaulicht, wie problemlos die Nationalsozialisten an eine bereits bestehende Gewalttradition anknüpfen konnten. Leider neigt die Autorin dazu, die Gemengelage der Weimarer Republik zu unterschätzen und deren Geschichte auf ihre Katastrophe hin zu finalisieren.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.311 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Petra Maria Schulz: Ästhetisierung von Gewalt in der Weimarer Republik Münster: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19714-aesthetisierung-von-gewalt-in-der-weimarer-republik_22946, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22946 Rezension drucken