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Michaela Fink / Reimer Gronemeyer (Hrsg.)

Afrikanische Kindheiten. Soziale Elternschaft und Waisenhilfe in der Subsahara

Bielefeld: transcript Verlag 2015 (GlobalStudies); 262 S.; 32,99 €; ISBN 978-3-8376-2938-5
Die „gegenwärtigen rasanten Modernisierungsprozesse und ihre Auswirkungen auf Kindheit im Subsaharischen Afrika [haben] noch keine hinreichende Aufmerksamkeit gefunden“, so Michaela Fink und Reimer Gronemeyer. Der Umgang mit „Waisen und vulnerable children“ (11) (orphans and vulnerable children, OVC) steht daher im Mittelpunkt des von ihnen herausgegebenen, interdisziplinär angelegten Sammelbands. In Namibia etwa sei es kulturelle Tradition, Kinder zu Verwandten in Pflegschaft zu geben, weshalb die soziale Elternschaft dort von jeher mehr gelte als die biologische. Dies spiele in Notlagen eine besonders große Rolle, man schätze die Zahl der namibischen Kinder, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden, auf 250.000. Die Hauptursache liege immer noch in der HIV/AIDS‑Epidemie, deren Auswirkungen die familialen Strukturen belaste: „Die Großfamilie, die bisher vieles aufgefangen hat und die wichtigste Form sozialer Sicherung war, wird von zwei Seiten her angefressen: Modernisierungsprozesse (wie Arbeitsmigration, Landflucht und Urbanisierung) unterminieren sie von der einen Seite, die Folgen der Epidemie von der anderen.“ (28) Fink und Gronemeyer berichten von zivilgesellschaftlichen Versuchen, diese Effekte aufzufangen, die größtenteils von Frauen initiiert werden – „finanziell fragile, aber sozial starke Einrichtungen“ (32). Einen Grund dafür – die enorme Kluft zwischen Arm und Reich – behandelt auch Namibia‑Experte Henning Melber (siehe Buch‑Nr. 46937) in seinem Beitrag: Die touristische Idylle und die insgesamt positive Wirtschaftsentwicklung verschleierten die innergesellschaftliche Ungleichheit und die tatsächlichen Lebensbedingungen der Bevölkerungsmehrheit. Das Land sei „von sozialem Frieden nach wie vor weit entfernt“ (115). Für Sabine Klocke‑Daffa ergeben sich daraus auch Folgen für die bisher traditionell bewährten Pflegschaften. Der Staat entlaste die Haushalte nicht ausreichend, „gefährdete Kinder finden zwar Aufnahme, sind aber dennoch vernachlässigt“ (75). Es müsse mit staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen nun ein Weg gefunden werden, bei dem es „zuerst und zuletzt stets um die betroffenen Kinder und nicht um ideologische Auseinandersetzungen um den besten Weg in der Sozialpolitik geht“ (77).
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Rubrizierung: 2.672.232.2634.44 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Michaela Fink / Reimer Gronemeyer (Hrsg.): Afrikanische Kindheiten. Bielefeld: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38639-afrikanische-kindheiten_46873, veröffentlicht am 16.07.2015. Buch-Nr.: 46873 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken