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Mike Schmeitzner

Alfred Fellisch 1884-1973. Eine politische Biographie

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2000 (Geschichte und Politik in Sachsen 12); 548 S.; geb., 50,11 €; ISBN 3-412-13599-2
Geschichtswiss. Diss. Dresden; Gutachter: K. Blaschke, H. Voit, U. von Hehl. - Fellisch ist nicht unbedingt einer der bekanntesten Namen in der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie, und so überrascht es denn auch nicht, dass diese Biographie die erste umfassende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinem Leben ist. Als höchste Position in seinem langen Leben hat Fellisch nach der Beendigung der sächsischen Volksfrontregierung durch die Reichsexekution das Amt des Ministerpräsidenten erreicht. Da es trotz der Duldung durch die DDP aber nicht gelang, eine stabile parlamentarische Mehrheit zu bekommen oder auch nur die intern zerstrittene Sozialdemokratie auf das Kabinett einzustimmen, war dies nur von kurzer Dauer. Fellisch, der dem linken Parteiflügel angehörte, aber kaum eine Hausmacht besaß, schied wenig später aus der Landespolitik aus. Die NS-Zeit überstand er einigermaßen unbeschadet, und nach 1945 nahm er einen neuen Anlauf in der Politik, der ihn erneut bis in die sächsische Landesregierung führte. Hier musste Fellisch allerdings bald erkennen, dass es keine Eigenständigkeit für die Länder im SED-Staat geben könne. Nach einiger Aktivität im Kulturbund zog er sich mehr und mehr aus der Politik zurück, um sich nach 1968 erneut sozialdemokratischen Positionen anzunähern. Schmeitzner hat dieses Leben und sein mehrfaches politisches Scheitern quellengesättigt und mit Liebe zum Detail geschildert, ohne über der Biographie den jeweiligen historisch-politischen Kontext zu vernachlässigen. Inhaltsübersicht: I. Von Preußen nach Sachsen. Die Genesis eines sozialdemokratischen Politikers im wilhelminischen Kaiserreich (1884-1918); II. Fellischs Rolle in der deutschen Revolution 1918/19; III. Fellisch als Begründer und Führer der "Chemnitzer Richtung" in der sächsischen MSPD (1919-1923); IV. Die Ministerpräsidentenschaft Fellisch (31.10.1923-4.1.1924); V. Landespolitiker und Verwaltungsfachmann in der Zeit der relativen Stabilisierung und der Weltwirtschaftskrise (1924-1932); VI. Resistenz und Überlebenskampf während der Zeit des Dritten Reiches (1933-1945); VII. Zwischen Aufbaueuphorie und zerstörten Hoffnungen. Der Wiedereinstieg in die sächsische Landespolitik und seine Folgen (1945-1973).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.3 | 2.311 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Mike Schmeitzner: Alfred Fellisch 1884-1973. Köln/Weimar/Wien: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11847-alfred-fellisch-1884-1973_14133, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14133 Rezension drucken