Der unter dem Namen „Hartz-Reform“ vorgenommene Umbau des deutschen Sozialsystems markiert eine Wende im Modus der Wohlfahrtsstaatlichkeit, die mittlerweile, fünf Jahre nach ihrer Implementierung, auf zunehmende Kritik stößt. Von den Befürwortern als Schritt vom versorgenden zum aktivierenden Sozialstaat ausgegeben, betonen die Kritiker, die als „Hartz IV“ bezeichnete Einführung des Arbeitslosengeldes II habe in erster Linie eine die Arbeitslosen missachtende Praxis hervorgebracht. Das betrifft einerseits Konditionen und Niveau der finanziellen Unterstützungsleistungen, andererseits die der verbreiteten Kundenrhetorik widerstreitende Behandlung der Hilfesuchenden als Bittsteller. Darüber hinaus ist mit der Etablierung der beiden Rechtskreise des SGB III (Arbeitslosengeld I) und SGB II (Arbeitslosengeld II) ein kompliziertes, rechtstechnisch problematisches Gebilde entstanden, das von erheblicher Rechtsuntersicherheit und steigenden Sozialgerichtsverfahren belastet ist. In der sozialen Realität wird deshalb die Abhängigkeit vom Arbeitslosengeld II vielfach als von Verarmung begleitete Falle erlebt, aus der die Instrumente des SGB II keinen Ausweg eröffnen. Mit dieser sozialen Realität befassen sich die Beiträge, die aus einer 2008 durchgeführten Studientagung der Diakonie in Hessen und Nassau hervorgegangen sind. Die Berichte – überwiegend verfasst von Vertretern aus dem Bereich der Wohlfahrtsverbände – wollen ausdrücklich die Perspektive der Betroffenen einnehmen. An zahlreichen Beispielen – Auswirkungen von Hartz IV auf Unterkunft und Wohnnebenkosten, fehlerhafte Bescheide, Sanktionspraktiken – wird die Zone der Verwundbarkeit als Kehrseite des aktivierenden Sozialstaats beleuchtet.