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Werner Kremp / Michael Schneider (Hrsg.)

Am Sternenbanner das Geschick der Arbeiterklasse. 150 Jahre Beziehungen zwischen deutscher Sozialdemokratie und den USA

Trier: WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier 2013 (Atlantische Texte 37); 308 S.; 28,50 €; ISBN 978-3-86821-481-9
Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 1863, die Geburtsstunde der SPD, fiel zeitlich mitten in den Bürgerkrieg jenseits des Atlantiks, dem auch Karl Marx und Friedrich Engels große Aufmerksamkeit widmeten. Das Schicksal der dortigen Arbeiter habe ihnen am Herzen gelegen, schreiben die Herausgeber. Während einer Tagung im November 2012 in der Europäischen Akademie Otzenhausen wurden die vielfältigen Aspekte des Verhältnisses der deutschen Sozialdemokratie zu den USA in den vergangenen 150 Jahren thematisiert. So deutet Julia Angster das Godesberger Programm als Hinwendung der deutschen Sozialdemokratie in Partei und Gewerkschaften zu westlichen Wertvorstellungen. Den Hintergrund bildeten einerseits das Engagement von US‑amerikanischen Gewerkschaften in Westdeutschland und in Westeuropa – sie versuchten, die Arbeiterbewegungen als Partner in der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus zu gewinnen –, andererseits die Aktivitäten von westlich orientierten Reformern in der SPD. Viele von denen waren aus dem Exil zurückgekehrt und kooperierten mit den US‑amerikanischen Gewerkschaftsbünden. Daher beschreibt die Autorin das Godesberger Programm von 1959 als ein „Produkt von Transferbeziehungen zwischen verschiedenen politischen Kulturen [...mit einer] transnationalen Dimension“ (202). Das Amerikabild Willy Brandts greift Judith Michel auf: „‚Unsere Sicherheit steht und fällt mit den USA‘“ (227), so beschrieb er 1965 die Bedeutung der Vereinigten Staaten für die Bundesrepublik – er habe sie als Sicherheitsgaranten und Verteidiger freiheitlich‑demokratischer Werte betrachtet. Doch im Laufe seines politischen Lebens habe Brandt eine kritischere Haltung zu den USA eingenommen – ausgelöst durch die neue Ost‑ und Deutschlandpolitik. Mithilfe derer sei es der Bundesrepublik gelungen, sich „als selbstständige und selbstbewusste Mittelmacht in Europa und der Welt zu profilieren“ (236). Mit den Konsequenzen von Gerhard Schröders Nein zum Irak‑Krieg beschäftigt sich Dieter Dettke. Während der damalige Bundeskanzler den USA nach dem, 11. September 2001 im Kampf gegen den internationalen Terrorismus umfangreiche deutsche Unterstützung zusagte und sie auch leistete, sprach er sich gegen einen Interventionskrieg im Irak aus, was zu einem „tiefen Zerwürfnis“ und einer „langen Phase der Nicht‑Kommunikation“ (288) zwischen Präsident Bush und Schröder führte. Nicole Renvert zeigt dagegen eine kontinuierlichere Seite der Beziehungen: Der „sozialdemokratischen Botschaft in Amerika“ (291), dem Washingtoner Büro der Friedrich‑Ebert‑Stiftung, gelinge es, ein „Forum für Austausch“ zu bieten, „Eliten zu verbinden und Unterstützung bei der Demokratisierung“ (305) zu leisten.
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Rubrizierung: 2.3312.312.645.334.21 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Werner Kremp / Michael Schneider (Hrsg.): Am Sternenbanner das Geschick der Arbeiterklasse. Trier: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38635-am-sternenbanner-das-geschick-der-arbeiterklasse_46391, veröffentlicht am 16.07.2015. Buch-Nr.: 46391 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken