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Bernd Florath (Hrsg.)

Annäherungen an Robert Havemann. Biographische Studien und Dokumente

Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2016 (Analysen und Dokumente 43); 668 S.; 50,- €; ISBN 978-3-525-35117-8
Mit diesem Band rundet Herausgeber Bernd Florath das biografische Wissen über Robert Havemann und seine Rolle in der DDR ab. Viele der gebotenen Informationen vertiefen vorhandene Erkenntnisse. Dieser Band findet seinen Platz in der entsprechenden Literatur dabei als eine Gesamtschau, in der deutlich zutage tritt, dass die Bedeutung Havemanns schon immer nicht nur an den Inhalt seiner Reden und Schriften gekoppelt war, sondern sich davon inzwischen geradezu vollständig gelöst hat – die Gedanken des vom Stalinismus Abgefallenen verblieben Zeit seines Lebens im Rahmen des Marxismus, dessen Erneuerung er sich zur Aufgabe gemacht hatte (siehe dazu etwa Alexander Amberger, „Bahro – Harich – Havemann“, Buch‑Nr. 46817, und Ines Weber, „Sozialismus in der DDR“, Buch‑Nr. 47793). Bei der (Wieder‑)Begegnung mit seinen Gedanken vermisst man deshalb aktualisierbare philosophische Überlegungen etwa über die gute Gesellschaft und ein Leben in Wahrheit, wie sie der berühmteste Dissident im Nachbarland Tschechoslowakei, Vaclav Havel, hinterlassen hat. Dies schmälert aber nicht die Bedeutung Havemanns, wie unter anderem Wolfgang Templin betont, da dieser gerade in der Zeit seines Hausarrests zum Fixstern einzelner Oppositioneller und einer sich dann findenden Opposition wurde: Sein Wille, sich nicht brechen zu lassen, machte anderen Mut. Im interessanten vierten Kapitel werden diese Verbindungen zwischen den einzelnen Dissidenten und die Entwicklung der DDR‑Opposition im mehreren Beiträgen sehr gut herausgearbeitet. Hervorzuheben ist, dass insbesondere in den Beiträgen von Ilko‑Sascha Kowalczuk („‚1968‘“ – ein ostdeutscher Erinnerungsort“) und Manfred Wilke („Die Entstalinisierung: Dissens und Opposition in der Sowjetunion und der DDR“) der kleine Teilstaat nicht mehr nur als Einzelphänomen begutachtet wird, sondern im Kontext der ihn umgebenden Welt. Im Gegensatz dazu leuchtet Christian Halbrock mit seiner Frage nach dem Verhältnis von „Kirche und Havemann“ den letzten Winkel aus, sodass insgesamt kaum noch eine Frage offen geblieben sein dürfte. „Abgeschlossen wird der Band mit Ergänzungen zur 2007 publizierten Havemann‑Bibliographie und deren Fortführung mit Veröffentlichungen bis 2012.“ (24, siehe Buch‑Nr. 30005)
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Rubrizierung: 2.3142.31.3 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Bernd Florath (Hrsg.): Annäherungen an Robert Havemann. Göttingen u. a.: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40107-annaeherungen-an-robert-havemann_47475, veröffentlicht am 06.10.2016. Buch-Nr.: 47475 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken