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Johannes Eisenberg / Lea Voigt / Manuel Vogel (Hrsg.)

Antifaschismus als Feindbild. Der Prozess gegen den Pfarrer Lothar König

Hamburg: LAIKA Verlag 2014; 303 S.; 21,- €; ISBN 978-3-944233-06-2
„Im Laufe des Prozesses wurde ein erschreckendes Maß an versuchter Rechtsbeugung deutlich. Aktenmaterial wurde unterdrückt bzw. sehr nachlässig behandelt, Zeugen leisteten abgesprochene Falschaussagen, Videomaterial wurde ausschließlich und damit rechtswidrig nach belastendem Material gefiltert“ (127), resümiert Friedemann Bringt, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus, den Strafprozess gegen Lothar König. Der Jenaer Jugendpfarrer war wegen angeblichen schweren Landfriedensbruchs angeklagt, der Prozess beschäftigte die Öffentlichkeit intensiv und über lange Zeit. Durch das Verfahren sei König „prominent“ (8) geworden, darin sind sich seine Verteidiger, die zugleich die Herausgeber des Sammelbandes sind, einig. Genau dieser Umstand habe ihn nach Meinung von Johannes Eisenberg, Lea Voigt und Manuel Vogel vor einer Verurteilung gerettet. Sie setzen sich in diesem Buch in äußerst detaillierter Weise mit dem gesamten Prozess, seinen Vor‑ und Nachereignissen auseinander. König wurde wegen angeblich gewalttätiger Beteiligung an den Dresdner Anti‑NPD‑Protesten 2011 in Dresden angeklagt. Daraufhin kam es zu einer unangekündigten Razzia seiner Gemeindewohnung in Jena, was zu Verstimmungen zwischen den beiden Bundesländern Sachsen und Thüringen führte. Während des Prozesses, der medial intensiv begleitet wurde, habe sich die gesamte Anklage als konstruiert erwiesen. Diese These unterfüttern die Herausgeber mithilfe einer Analyse von Presseartikeln, Anklage‑ und Gerichtsschriften sowie Prozessberichterstattungen, offenen Briefen und Beiträgen von Szeneinsidern – inklusive der Landtagsplenarprotokolle Sachsens und Thüringens zu dem Fall, die jeweils kein gutes Licht auf die Parteien der bürgerlichen Mitte im Osten werfen. Zwar zeichnet sich das Werk insgesamt durch seine Fundiertheit aus, einige Solidaritätsbeiträge schießen in ihrer Kritik jedoch rhetorisch über das Ziel hinaus. Dennoch kann die Grundfrage in dem Werk nicht geklärt werden: Welches Interesse hatte die sächsische Staatsanwalt an der konstruierten Anklage gegen König?
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.352.3312.3252.323 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Johannes Eisenberg / Lea Voigt / Manuel Vogel (Hrsg.): Antifaschismus als Feindbild. Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37055-antifaschismus-als-feindbild_45295, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45295 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken